80 Jahre Jürgen Waller. 60 Jahre Kunst

Sonderpräsentation im Rahmen von So Wie wir Sind 1.0

20.07.2019 - 01.09.2019
Jürgen Waller, ohne Titel, aus der Serie "Schwarze Sonne", seit 1985

Anlässlich seines 80. Geburtstages finden in Bremen zeitgleich vier Ausstellungen zum Werk des Malers Jürgen Waller statt – in der Weserburg Museum für moderne Kunst, der Kunsthalle Bremen, der Hochschule für Künste Bremen in der Dechanatstraße sowie in der Galerie Birgit Waller.

Die Weserburg präsentiert in einem eigens eingerichteten Raum Werke aus der seit 1985 entstandenen Serie „Schwarze Sonne.

Jürgen Wallers Malerei kommt ausdrücklich aus der gegenständlichen Darstellung, aus Szenerien um Figur und deren Arbeitswelt. 1972 bezeichnet Der Tagesspiegel ihn sogar als „Vertreter des Realismus“. Umso erstaunlicher scheint da die Hinwendung zur ungegenständlichen Monochromie seiner schwarzen Gemälde, die sich ab 1985 vollzieht. Und doch sieht Jürgen Waller selbst in ihnen ein deutlich realistisches Potential verwirklicht. Denn auch die schwarzen Bilder gehen vom Menschen und der ihn umgebenden Umwelt aus – z.B. in dessen Abwesenheit, in Assoziationen an Schattenwurf oder bewohnte Architekturen – und folgen der grundlegenden Fragestellung, ob Wirklichkeit tatsächlich erkennbar abzubilden sei.

Die Initialzündung zu den titellosen schwarzen Gemälden bildet 1985 zunächst der Besuch einer Kohlezeche in Oberhausen. Das Dunkel unter Tage, die Bergarbeiter, das Details verzerrende Dämmerlicht werden zu einem wichtigen Einfluss für Jürgen Waller. 1988 verstärkt sich diese Tendenz weiter, als er bei einem New York-Aufenthalt entdeckt, wie sich das Licht der tiefstehenden Sonne zwischen den Twin Towers ins Schwarze verdunkelt. Seither bildet Kohle das vorrangige Material seiner Malerei und bestimmt die Darstellung des kaum Darstellbaren seine großformatigen Leinwände. Doch bleibt auch den zunächst monochrom anmutenden Bildgründen das Gegenständliche eingeschrieben, werden bei genauer Betrachtung geometrische Formen oder Stadtsilhouetten und/oder Landschaftskürzel erkennbar.

Eugen Gomringer schreib 2002 zu Wallers schwarzen Bildern: „zur annährung an das werk von jürgen waller, soweit es die bekannten schwarzen bilder betrifft, eignet sich kein begriff besser als der des entdeckens – und zwar in mehrfacher hinsicht. im entdecken ist das aufdecken und entblössen, das ausfindig-machen von verborgenem so gut wie das überraschend-auf-etwas-stossen enthalten. das heisst, dass es sich stets auf der einen seite um ein geheimnis handelt oder besser, um im vagen zu bleiben, um etwas geheimnisvolles, wobei auch täuschungen – columbus im glauben, den seeweg nach indien entdeckt zu haben, dabei war es nur amerika – ebenfalls zu den positiven einsichten werden können.  […]

die schwarzen bilder von jürgen waller sind – was uns die genesis ihrer entwicklung offenbart – tiefe bilder. sie können noch so schwarz und dunkel vor uns erscheinen, sie stehen uns nicht entgegen, sind nicht abweisend – sie ziehen uns im gegenteil an, was eventuell und nicht auszuschliessen mit magie und schwarzer kunst tatsächlich zu tun hat. […]“

(aus: Waller, Ausst.-Kat. Neues Museum Weserburg Bremen, 2002, S. 10 und 12).

 

Ausstellung auf Ebene 2

Links zu den anderen Ausstellungshäusern:

Kunsthalle Bremen

Hochschule für Künste Bremen

Galerie Birgit Waller