Birgit Jürgenssen. Ich bin.

08.05.2020 - 04.10.2020
Birgit Jürgenssen, Jeder hat seine eigene Ansicht, 1975, Estate Birgit Jürgenssen © VG Bild-Kunst, Bonn 2020
Blick in die Ausstellung, Foto: Tobias Hübel © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Birgit Jürgenssen (1949-2003) gehört neben VALIE EXPORT und Maria Lassnig zur künstlerischen Avantgarde der 1970er Jahre in Österreich. Generationen nachfolgender Künstler*innen weltweit wurden von ihrem Schaffen als Künstlerin, Lehrende und Beobachterin kultureller und sozialer Konditionen wesentlich beeinflusst. An kunsthistorische Traditionen wie z.B. den Surrealismus oder die Antike anknüpfend, entwickelte sie ein so eigenständiges wie vielgestaltiges Œuvre, das neben einem großen Fundus an Zeichnungen und Fotografien auch Skulpturen, Objekte, Videos und kollaborative Projekte umfasst. Die Ausstellung Ich bin. stellt das umfangreiche Schaffen von Jürgenssen in all seinen Facetten vor und ermöglicht so die Wiederentdeckung einer der spannendsten Künstlerinnen ihrer Generation.

Mit klarem Blick, poetischem Gespür und subversivem, bisweilen bissigem Humor nimmt Jürgenssens vielfältiges Werk die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft in ihren unterschiedlichen Ausformungen in den Blick: Zwischenmenschliche Beziehungen, Sexualität, gesellschaftsbedingte Schönheitsvorstellungen, Geschlechterverhältnisse oder die eigene Identität werden immer wieder neu befragt. Neben diesen gesellschaftlichen Diskursen und aus der Beschäftigung mit der eigenen Körperlichkeit heraus spürt Jürgenssen immer wieder auch den Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Pflanze nach und erschafft in metamorphischen Anordnungen poetische Zwischenwesen, die unsere begrifflichen Grenzen aufzulösen scheinen.

„Es gab damals [in den 1970er Jahren] einige namhafte männliche Künstler, die die Kunstszene in Wien dominierten und der Meinung waren, dass Frauen nicht zeichnen oder malen können. Es hat mich herausgefordert, diese Vorstellung zu unterlaufen, zu illustrieren und darzustellen, als was man mich gesehen hat. Es war der Versuch, den Blick, der von außen auf mich eindrang, ernst zu nehmen.“ Birgit Jürgenssen im Interview mit Rainer Metzger, in: Kunstforum International, Band 64, 2003

Zum ersten Mal in Mittel- und Norddeutschland

Unter dem Titel Birgit Jürgenssen. Ich bin. zeigt die Weserburg Museum für moderne Kunst mit rund 150 Werken die erste umfassende Werkpräsentation von Birgit Jürgenssen in Mittel- und Norddeutschland.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Estate Birgit Jürgenssen in Wien und in Kooperation mit der Kunsthalle Tübingen, dem GAMeC Museum in Bergamo und dem Museum Louisiana in Kopenhagen.

Die Ausstellung in Bremen wurde kuratiert von Natascha Burger, Estate Birgit Jürgenssen Wien, und Janneke de Vries, Weserburg Museum für moderne Kunst (nach einer Idee von Natascha Burger und Nicole Fritz).

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog im Prestel Verlag erschienen.

Film zur Ausstellung

Ausstellung auf Ebene 3

 

Die Weserburg Museum für moderne Kunst dankt:

Der Senator für Kultur Bremen
Waldemar Koch Stiftung
Bremer Landesbank Stiftung

Medienpartner:

Bremen Zwei

Die Weserburg dankt:
Der Senator für Kultur
Waldemar Koch Stiftung
Brwemer LAndesbank Stiftung
Bremen Zwei

Kurzbiografie

Birgit Jürgenssen, Ich bin., 1995, Estate Birgit Jürgenssen © VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Geboren 1949 in Wien / Gestorben 2003 in Wien

1967: Mehrmonatige Frankreichaufenthalte, wo sie in Kontakt mit der Psychoanalyse, der strukturalistischen Philosophie, der Ethnologie von Claude Lévi-Strauss und den gesellschaftskritischen Diskursen ihrer Generation kommt. Dieser geistige Horizont bleibt für ihre Kunst bestimmend. Als künstlerische „Verwandte“ empfindet sie zeitlebens die Indirektheit, das Subversive und die Poesie von Louise Bourgeois und Meret Oppenheim.

1967-71: Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien bei Prof. Franz Herberth (ohne das sonst übliche Grundstudium), Diplom mit Auszeichnung

1980-81: Lehrauftrag an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien (Meisterklasse von Prof. Maria Lassnig)

1982- 2003: Lehrauftrag an der Akademie für Bildende Künste Wien (Meisterklassen von Prof. Arnulf Rainer und Prof. Peter Kogler). Dort initiiert und etabliert sie den Unterricht für das Fach Fotografie.

1988: Gründung der Künstlerinnengruppe DIE DAMEN mit Birgit Jürgenssen, Ona B., Evelyne Egerer und Ingeborg Strobl. Ab 1993 mit Lawrence Weiner statt Ingeborg Strobl. Gemeinsame Performances bis 1996.

 

Birgit Jürgenssens Werk war in Einzelausstellungen u.a. in der Albertina Wien (1978), der Galerie Bismarck Bremen (1986), der Ikon Gallery Birmingham, der Arnolfini Gallery Bristol (1987), im MAK Wien (2004) oder (als Vorgängerstationen der Ausstellung Ich bin.) in der Kunsthalle Tübingen (2018), dem GAMeC Bergamo und dem Louisiana Museum in Kopenhagen (beide 2019) zu sehen. Außerdem war sie in Gruppenausstellungen z.B. im Kunstverein München, in der Kunsthalle Kiel (1994), im Museum Ludwig Köln, Kunstmuseum Bonn (1996), in der Kunsthalle Wien (1997), im Kunsthaus Bregenz (1998), Museo de Bellas Artes in Santiago de Chile (2000), Museum of Modern Art Istanbul (2008), Museum Arnhem (2009), Centre Pompidou Paris (2010), MOMA New York, in der Kunsthalle Budapest, im Paula Modersohn-Becker Museum Bremen (2013), auf der Gwangju Biennale, im Belvedere Wien (2014), in der Kunsthalle Hamburg (2015), im Museum Tinguely Basel, MMK Frankfurt /Main (2016), MoMA Warschau (2017), Museum Stavanger, in der Tate St. Ives oder im ZKM Karlsruhe (2018) vertreten. Zwischen 1988 und 2001 kuratiert Jürgenssen wiederholt eigene Ausstellungsprojekte, z.B. an der Secession Wien (1994) oder den österreichischen Beitrag auf der Internationalen Biennale Kairo (2001).

Pressestimmen

„Seit einigen Jahren wird Birgit Jürgenssen nun endlich entdeckt. Und in den großen Räumen der Weserburg erhalten ihre Arbeiten jetzt den Raum, den sie brauchen, um ihre ganze, noch immer aktuelle und oft verstörende Wirkung zu entfalten.“ NDR Kultur

„Wer nun glaubt, es bei Birgit Jürgenssen nur mit einer Feministin zu tun zu haben, der irrt allerdings. So wie sie sich nicht auf eine Technik festlegen wollte, vermied es die Österreicherin tunlichst, sich in eine Schublade stecken zu lassen.“ Kreiszeitung

„Wie witzig, schlau und kreativ Birgit Jürgenssen ist, zeigte sich bereits, als sie acht Jahre alt war. Ihr Spitzname damals lautete Bi, also signierte die junge Künstlerin ihre frühen, an den berühmten spanischen Künstler angelehnten Zeichnungen in einem blanken Schulheft kurzerhand mit Bicasso Jürgenssen. Genau dieser Humor sollte auch später noch ein wichtiger Bestandteil von Jürgenssens Kunst bleiben, ebenso wie die Lust am Experiment und das Spiel mit Identitäten.“ Weser-Kurier

sehr schöne und breit ausgelegte WerkschauTAZ

„So sinnlich und zugleich tief kann Kunst sein.“ FAZ (zur ersten Station in der Kunsthalle Tübingen)

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50,– Euro zzgl. Eintritt, Gruppen bis 6 Personen

Informationen und Anmeldung unter +49 (0)421-59839-0, info@weserburg.de