A.R. Penck

Deutschland

01.08.2009 - 09.05.2010

60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre Mauerfall und Wiedervereinigung. In den Jahren 2009 / 2010 gedenken wir in Deutschland vieler historischer Ereignisse, die die Entwicklung unseres Landes entscheidend bestimmt haben. Die Weserburg, Bremens Museum für moderne Kunst, nimmt diese Gedenktage zum Anlass einer zweiteiligen Ausstellungsreihe, in deren Zentrum das Thema Deutschland steht. Den Auftakt dieser thematischen Fokussierung bildet die Ausstellung „A.R. Penck – Deutschland“, der im kommenden Jahr die Ausstellung „Freibeuter der Utopie“ folgen wird.

A.R. Penck (Ralf Winkler), dessen Werk seit Ende der 1960er Jahre im Westen zunehmend zur Kenntnis genommen wurde, konnte in der DDR nur innerhalb der Untergrundszene wahrgenommen werden, da ihm die offizielle Anerkennung als Künstler versagt wurde. Schließlich wurde im Jahr 1980 seine Ausbürgerung in den Westen erzwungen. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Bundesrepublik verließ er auch den Westen Deutschlands und zog nach Dublin, mit der Begründung:  „Deutscher Immigrant in Deutschland – das geht nicht. Wenn man schon ein Immigrant sein muß, dann auch ein richtiger.“

Penck, 1939 in Dresden geboren, hat sich in seinem Werk wie kaum ein anderer Künstler und wie neben ihm nur Jörg Immendorff mit dem Thema Deutschland auseinandergesetzt. Mit seinen seit Beginn der 1960er-Jahre entstehenden Standart-Bildern entwickelte Penck eine auf einfachen Zeichenstrukturen basierende künstlerische Sprache, die die gesellschaftliche Situation im Zeitalter der Spaltung Deutschlands und im Zentrum der Teilung der Welt in zwei feindlich gesonnene Blöcke auf unverwechselbare Weise zur Darstellung bringt.

Die Ausstellung stellt die Künstlerpersönlichkeit A.R. Penck mit Werken aus der Sammlung Böckmann, Berlin vor. Mit über 40 zumeist großformatigen Bildern aus den Jahren 1956 bis 2007 zählt die Sammlung Böckmann zu den bedeutendsten Penck-Sammlungen Europas. Von den frühen Portraits, über die Standart- System- und Weltbilder bis zu den TM-Bildern und Werken aus den letzten Jahren verfügt diese Sammlung über herausragende Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensperioden des Künstlers.

Ergänzt wird die Ausstellung durch Künstlerbücher und Schallplatten aus der Sammlung Karin und Uwe Hollweg, der Sammlung Manfred und Jacqueline Schmidt und dem Archiv des Studienzentrums für Künstlerpublikationen in der Weserburg sowie einen Film von Ebba Jahn. Darüber hinaus ist es ihr Ziel, mit ausgewählten Archiv- und Dokumentationsmaterialien, in Bild und Schrift, das Leben Pencks als Künstler zwischen Ost und West zu beschreiben. Hier wird nicht zuletzt seine Zusammenarbeit mit Jörg Immendorff im Zentrum stehen. Wie Immendorff hat Penck mit seinem Werk eine fundierte Analyse der gesellschaftlichen Zustände im geteilten Deutschland vorangetrieben.

Ausgehend von dieser Existenz als politischer Künstler zwischen den Blöcken versteht sich die Ausstellung im Jahr 20 nach dem Mauerfall als ein Diskussionen anstiftendes Forum. Aus diesem Grunde werden die hochkarätigen Bilder aus der Sammlung Böckmann von Texten flankiert, in deren Mittelpunkt die kultur- und gesellschaftspolitischen Verhältnisse im geteilten Deutschland stehen.