Leitbild und Geschichte

Die Weserburg Museum für moderne Kunst ist Bremens Haus für internationale Kunst der Gegenwart. Wechselnde Einzel- und thematische Gruppenausstellungen sowie eine langfristig angelegte Sammlungspräsentation ermöglichen lebendige Auseinandersetzungen mit dem Kunstschaffen von den 1960er Jahren bis heute. 1989 legte die Freie Hansestadt Bremen den Grundstein für die Stiftung Neues Museum Weserburg, die als Europas erstes Sammlermuseum 1991 ihre Räume eröffnete. Seit 2007 firmiert das Haus unter dem Namen Weserburg Museum für moderne Kunst. Enge Partnerschaften mit Privat- und Unternehmenssammlungen bilden die Grundlage, um in unterschiedlichen Formaten und in Ergänzung der eigenen Sammlungsbestände einen spannungsreichen Umgang mit Kunst der Gegenwart umzusetzen.

Internationale Ausrichtung und regionale Verankerung

Die Weserburg Museum für moderne Kunst bietet in vielfältigen Ausstellungen, Veranstaltungen, Vermittlungsformaten und wissenschaftlich erarbeiteten Publikationen einen Einblick in die internationale Kunst. Ein Schwerpunkt liegt auf hochqualitativen Positionen des Fluxus und Nouveau Réalisme, der Sound, Conceptual und Minimal Art – Bewegungen, die im Dialog mit der Kunst des 21. Jahrhunderts das Programm prägen. Neben ihrer dezidiert internationalen Ausrichtung fühlt sich die Weserburg Museum für moderne Kunst auch den herausragenden regionalen Positionen und der Nachwuchsförderung verpflichtet.

Das Zentrum für Künstlerpublikationen

Die Weserburg Museum für moderne Kunst verfügt über einen in Europa einzigartigen Bestand von Künstlerpublikationen und Schriftgut. Das Zentrum für Künstlerpublikationen fungiert als Archiv, Forschungsinstitut und Ausstellungsort gleichermaßen. Die zahlreichen Archive, Nachlässe, Fonds und Sammlungen arbeiten mit weit über 300.000 publizierten, vervielfältigten und veröffentlichten Kunstwerken aus aller Welt – von der Briefmarke über Bücher, Schriftwechsel, Filme, Videos und Schallplatten bis hin zur Multimedia-Edition.

Unsere Vision vom offenen Museum

Die Weserburg Museum für moderne Kunst ist ein integrativer Teil der Stadtgesellschaft. Unser Wirken ist ausgerichtet auf die Kunst und ihr Gegenüber – die Besucher*innen. Wir leben die Idee des offenen Museums als Ort des Austauschs, der Vielfalt, der Teilhabe und der Bildung für alle Ziel- und Altersgruppen. Das gemeinsame Erleben von Kunst stellt für uns einen besonderen Wert dar. Die historischen Packhäuser inmitten der Weser, zentral und außergewöhnlich gelegen, mit einer Ausstellungsfläche von fast 5.000 Quadratmetern bieten dafür den idealen Rahmen.

Als Museum des 21. Jahrhunderts ist die Weserburg Museum für moderne Kunst ein lebendiger Organismus, der über die klassischen Aufgaben eines Museums hinaus den Blick auf Veränderungen richtet und damit selbst für Veränderungen offen ist. Wir verpflichten uns zu Toleranz und zu einem ökologisch wie ökonomisch verantwortungsvollen Handeln. Wir agieren verlässlich und wertschätzend gegenüber allen Mitarbeiter*innen. Wir gestalten aktiv mit, welche Zugänge zur Gegenwart ein Kunstmuseum heute und in Zukunft ermöglichen kann. Wir haben den Anspruch, eines der führenden Häuser für die Kunst der Gegenwart in Deutschland zu sein.

Geschichte des Museums

Nicolás Uriburu, Green Bremen, 2011, Performance zum Jubiläum "20 Jahre Weserburg" im Rahmen der Ausstellung Farbe im Fluss

Am 14. November 1988 wurde durch Beschluss der Bürgerschaft der Freien Hansestadt Bremen-Stadtgemeinde die Stiftung „Neues Museum Weserburg Bremen“ gegründet. Die Gründungsmitglieder waren die Stadt Bremen, der Kunstverein in Bremen sowie die Sammler Hans Grothe, Anna und Gerhard Lenz, Reinhard Konisch und Hartmut Ackermeier. Der Umbau des Gebäudekomplexes erfolgte nach Plänen des Bremer Architekten Wolfram Dahms.

Thomas Deecke (1991 bis 2005)

Am 6. September 1991 wurde schließlich das Neue Museum Weserburg Bremen in den alten Speicherhäusern unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Deecke eröffnet. Das Museum war in Europa ein absolutes Novum. Erstmals wurde das Konzept eines Sammlermuseums umgesetzt, in dem die Dauerausstellung ausschließlich mit Exponaten privater Leihgeber*innen bestückt wurde. Durch das Engagement von Thomas Deecke ist es gelungen, mehrere herausragende Sammlungen aus dem In- und Ausland langfristig an das Haus zu binden.

Auf 5.000 m² Ausstellungsfläche wurden seitdem in zahlreichen Ausstellungen und Sammlungspräsentationen Werke der Gegenwartskunst gezeigt. In kurzer Zeit konnte sich das Haus national und international ein besonderes Ansehen erarbeiten. Erinnert sei an erfolgreiche Ausstellungen wie Die Kunst und das schöne Ding (1995), Picasso, Guston, Miró, de Kooning (1997) oder auch Fondation Maeght‘. Südliche Kunst unter nordischen Himmel (2003). Viele Ausstellungen, die von den Kurator*innen der Weserburg entwickelt wurden, sind zudem von bekannten Museen übernommen worden. Die Ausstellung Minimal Maximal (1999) tourte beispielsweise über Spanien bis hin nach Japan (2001) und Korea (2002).

Carsten Ahrens (2005 bis 2013)

Am 1. November 2005 übernahm Carsten Ahrens das Museum. Auf seine Initiative wurde am 1. Januar 2007 das Haus in Weserburg Museum für moderne Kunst umbenannt. Mit Einzelausstellungen zu Jörg Immendorff (2007) und Helmut Newton (2008) konnte er Publikumserfolge verbuchen sowie die Weserburg mit Präsentationen zum Schaffen von Stankowski (2007) oder der Themenausstellung Freibeuter der Utopie (2011) einem größeren Publikum öffnen. Unter seiner Leitung begann auch die Kooperation mit dem kek Kindermuseum, das mit seinen thematisch wechselnden Mitmachausstellungen junge Menschen ins Haus brachte. Carsten Ahrens hat darüber hinaus die Ausstellung der Meisterschüler*innen der Hochschule für Künste Bremen an die Weserburg geholt, eine Reihe, die zusammen mit dem Karin Hollweg Preis einen wichtigen Beitrag zur Künstler*innenförderung bildet und bis heute jährlich in der Weserburg präsentiert wird.

Unter die Direktion von Carsten Ahrens fiel auch die wohl schwierigste Phase in der Geschichte des Museums. Zur langfristigen finanziellen Absicherung hatte sich die Stiftung Neues Museum Weserburg entschieden, Werke der eigenen Sammlung zu veräußern und damit einen „Zukunftsfonds“ einzurichten. Im November 2010 wurde Gerhard Richters Gemälde Matrosen (1966) und 2011 das Gemälde Luciano I  (1976) von Franz Gertsch versteigert. Ein Konvolut von 51 Kunstwerken ging durch privates Engagement von der Weserburg in den Bestand der Kunsthalle Bremen über. Zudem eröffnete Carsten Ahrens eine Debatte über einen veränderten Standort des Museums, die lange Jahre anhielt. Im Juni 2013 verließ er die Weserburg.

Peter Friese (2013 bis 2018)

Kommissarischer Nachfolger von Carsten Ahrens wurde der langjährige Weserburg-Kurator Peter Friese, der sich auf die in der Stiftungssatzung benannten Verpflichtungen des Hauses konzentrierte, Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts aus Privatbesitz auszustellen. Peter Friese wurde schließlich am 11. Juni 2015 zum Direktor ernannt und setzte den 2013 eingeschlagenen Kurs konsequent fort: Große Sonderausstellungen zu zeitrelevanten Themen, welche sich vor allem aus den Sammlungen generieren und sich an ein breites Publikum richten, wie zum Beispiel Kaboom. Comic in der Kunst (2013) und Land in Sicht. 400 Jahre Landschaftsbilder (2015) oder Cindy Sherman (2018). Mit Junge Sammlungen (2014 – 2018) wurde zudem eine Ausstellungsreihe etabliert, die junge, bislang noch nicht in dieser Form an die Öffentlichkeit getretenen Privatsammlungen vorstellte. Neue Sammlungen kamen dadurch hinzu, die seitdem eng mit der Weserburg kooperieren, darunter die Sammlung Dominic und Cordula Sohst-Brennenstuhl (Hamburg), die Sammlung von Kelterborn (Frankfurt), die Sammlung  Ivo Wessel (Berlin), die Sammlung Christian Kaspar Schwarm (Berlin) und die Sammlung Florian Peters-Messer (Rheinland).

Peter Frieses Engagement ist es zu verdanken, dass die Kunstmäzene Karin und Uwe Hollweg der Weserburg einen besonderen Höhepunkt im Jahr 2018 beschert haben. Gemeinsam haben sie nichts Geringeres erreicht, als eine der bedeutsamsten Sammlungen mit Werken des Fluxus und des Nouveau Réalisme, die Sammlung Karl Gerstner, für die Weserburg und für Bremen zu sichern. Und nicht nur das: Auch den Ankauf der Sound Collection Guy Schraenen, eine der wichtigsten Klangkunstsammlungen weltweit, hat das Ehepaar Hollweg gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder ermöglicht. Ende September 2018 wurde Peter Friese in den Ruhestand verabschiedet.

Janneke de Vries (seit 2018)

Seit dem 1. Oktober 2018 ist Janneke de Vries neue Direktorin der Weserburg.

Geschichte des Gebäudes

Historische Aufnahme um 1870 – 1930
Historische Aufnahme um 1945

Die alten Speicherhäuser der Weserburg können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Bevor die Kunst in das Gebäude einzog, waren hier eine Tabakfabrik und später die Kaffeerösterei Schilling ansässig. 1893 erwarb zunächst die Zigarrenfabrik Ad. Hagens Co. die von der Firma C. Poppe auf dem Teerhof fertig gestellten Packhäuser Nr. 20 a bis d und errichtete 1897 die so genannte Hagensburg. Der Bau wurde unter der Leitung des Architekten Johann Rippe umgesetzt und bildete den spektakulären Abschluss der Teerhofbebauung vor dem Zweiten Weltkrieg. Insbesondere die beiden neogotischen Tortürme sorgten für eine Auflockerung in der natürlichen Eintönigkeit der Packhauszeilen und stellten einen Blickfang besonders von der Kaiserbrücke aus dar (heute umbenannt in Bürgermeister-Smidt-Brücke).

1923 kaufte die Kaffeerösterei Gebrüder Schilling den Gebäudekomplex und betrieb dort fortan Import, Rösterei und Versand von Kaffee. Mit dem Beginn der Kaffeerösterei änderte sich der Name Hagensburg in Weserburg. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude auf dem Teerhof schwer beschädigt. 1944 lagen sie nach dem 159. Bombardement größten Teils in Ruinen – die Weserburg war fast gänzlich zerstört. Bereits 1949 konnte sie wieder aufgebaut werden und auch die Rösterei Schilling nahm den Betrieb erneut auf. 1973 musste das Traditionsunternehmen nach insgesamt 50 Jahren den Kaffeebetrieb schließen und verkaufte die Weserburg an die Stadtgemeinde Bremen.

In den folgenden Jahren eroberte die kulturelle Szene das Gebäude. Künstler*innen richteten sich Ateliers ein, das Moks-Theater und die Städtische Galerie fanden hier neue Freiräume. Insgesamt beherbergte das Gebäude über 20 kulturelle und soziale Einrichtungen. Auch die 1980 gegründete GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst fand ihr Domizil in der ehemaligen Kaffeerösterei. Während einer ihrer Ausstellungen, der Präsentation von Werken Edward Kienholz‘ aus der Sammlung Onnasch, wurde die Idee geboren, ein Sammlermuseum für Bremen zu gründen. Bis zur Umsetzung sollte es allerdings noch mehrere Jahre dauern.