ars viva 11/12 | Sprache - Language
Erik Bünger, Philipp Goldbach, Juergen Staack
Das gesprochene und geschriebene Wort hat bereits seit langer Zeit Einzug in die bildende Kunst gehalten: Als Sinnspruch, Randbemerkung und Zitat, als collagiertes Textfragment, als Bestandteil einer Performance, eines Videos oder einer Soundinstallation. Besonders seit der Conceptual Art gilt Sprache gar als eigentliches und eigenständiges Material und Medium der bildenden Kunst.
Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft des BDI vergibt seit 1953 Förderpreise für Architektur, Musik, Literatur und Bildende Kunst. Die Auslobung für die Bildende Kunst fand 2011/12 zum Thema „Sprache“ statt. Eine Jury unter Vorsitz von Dr. Arend Oetker entschied sich für 3 aktuelle Preisträger, deren Werke in Essen, Riga und nun auch in Bremen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. „Die Künstler loten mit ihren Mitteln die Grenzbereiche sprachlicher Möglichkeiten aus, etwa an der Schnittstelle zu Sound und Fotografie. Sie begeben sich auf eine Art ‚Spurensuche’ und reflektieren vielschichtig den Zugang zu Sprache und den Formen der Überlieferung.“(Arend Oetker)
Erik Bünger, 1976 im schwedischen Växjö geboren, studierte ektroakustische Komposition, Komposition und Philosophie. In seinen Lecture Performances, Videos und Installationen verarbeitet und dekonstruiert er bereits existierende Musikstücke, Videoclips und Filme. Durch Abmischen und Neukombination des bereits vorhandenen Materials schafft er auf intelligente und oft humorvolle Weise vollkommen neue Sinn- und Reflexionsebenen im bereits Bekannten. Sein Thema ist die Macht der Sprache innerhalb der Medien, insbesondere im Film und in der Popkultur.
Philipp Goldbach, 1978 in Köln geboren konzentriert sich in seiner Arbeit auf die Beziehung von Schrift und dem Träger, auf dem sie geschrieben wurde. Ihn interessiert der Informationswert geschriebener Sprache im Verhältnis zur Vergänglichkeit des Materials, auf dem sie sich befindet. Wenn er Hauptwerke idealistischer Philosophie oder Reiseberichte des 19. Jahrhunderts handschriftlich kopiert, geht es ihm um das mühsame Abarbeiten an Text und Material. Wenn er in seinen „Tafelbildern“ das Auslöschen von Schrift, oder bei seiner Beschäftigung mit dem Fotosatz die Verbindung von analoger Fotografie und Schrift in den Mittelpunkt rückt, haben wir es mit künstlerischen Untersuchungen von geschriebener Sprache zu tun, die weit über den normalen Sprachgebrauch hinausweisen.
Juergen Staack, geb. 1978 in Doberlug, Kirchhain, stellt in seinen jüngeren Arbeiten das Verhältnis von Bild und Beschreibung in den Vordergrund und fragt, was ein Bild überhaupt zum Bild macht. Bilder beginnen deutlich vernehmbar zu sprechen, oder sie werden ausgelöscht und müssen durch Erinnerung und den Versuch ihrer Beschreibung wiederbelebt werden. Es gibt auch Arbeiten in denen der Künstler Fotografien in Sprache und Klang übersetzt. In Essen zeigte er eine neue installative Performance, bei der Synchrondolmetscher die Besucher, ihre Gespräche und Verhaltensweisen zu deren Überraschung zeitgleich in mehrere Sprachen übersetzten.
Eine Ausstellung der Preisträger Bildende Kunst des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e.V., realisiert in Kooperation mit dem Museum Folkwang, Essen, dem Riga Art Space, Riga, und der Weserburg Museum für Moderne Kunst, Bremen.