Bruce Nauman
Dance or Exercise on the Perimeter of a Square
Parallel zum Festival Tanz Bremen 2010 zeigt die Weserburg eine der bedeutenden Videoarbeiten des amerikanischen Künstlers Bruce Nauman: „Dance or Exercise on the Perimeter of a Square“ von 1967/68. Sein „Square Dance“ folgt einer minimalistischen Choreographie. Sie ist auf wenige Bewegungsabläufe reduziert, die er ohne dramaturgischen Höhepunkt aber mit hoher Konzentration und Spannung wiederholt ausführt. Nauman setzt sich hier auf grundlegende Weise mit ganz einfachen Körperhaltungen und Bewegungen auseinander, die er selbst als „dance problems without being a dancer“ beschreibt.
Mit überraschend einfachen Mitteln schafft Nauman eine komplexe Versuchsanordnung, innerhalb derer die körperliche Anstrengung, die unerbittliche Permanenz der Schrittfolgen am eigenen Leib erlebbar wird. Er macht den Körper gewissermaßen zum Material und Ausgangspunkt einer Kunst, die darauf abzielt, Erfahrungen zu ermöglichen, die nicht allein durch das Sehen und Denken erfasst werden können. Dieser Ansatz steht beispielhaft für Naumans gesamte künstlerische Haltung. Er selbst sagt: „Ein Bewusstsein seiner selbst gewinnt man nur durch ein gewisses Maß an Aktivität und nicht, indem man nur über sich selbst nachdenkt.“
In diesem Sinne scheint es nur konsequent, dass Nauman seine Wahrnehumgsexperimente ab 1968 auch auf Skulpturen und Raumarbeiten überträgt. Steht er in seinen frühen Filmaufnahmen noch selbst im Zentrum des Geschehens, versetzt er nun auch den Betrachter in Bewegung. Dies zeigt beispielhaft seine Bodenarbeit „Mirror with hole face down on steel plate“, die im selben Jahr 1968 entstanden ist. Sie nimmt in der Ausstellung sowohl formal als auch inhaltlich einen denkwürdigen Dialog mit der Videoarbeit auf.
Am Mittwoch, den 14. April 2010 um 19.00 Uhr, hält die Chefkuratorin der Londoner Hayward Gallery Dr. Stephanie Rosenthal den Vortrag Choreographing You. Anhand zahlreicher Beispiele wird sie der Frage nachgehen, inwieweit Installationen von Künstlern und Choreographen, die Bewegung des Ausstellungsbesuchers dirigieren und damit den Betrachter zum aktiven Teilnehmer, zum Tänzer einer jeden Arbeit werden lassen. Der Vortrag zeigt, dass Choreographie nicht nur über das Notieren oder Filmen von Bewegungsabläufen erfolgt, sondern ebenso in skulpturalen Arbeiten und Installationen präsent ist.