Existenzielle Bildwelten
Sammlung Reinking
Die Ausstellung präsentiert mit Werken von annähernd 50 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern sowie Artefakten aus Afrika, Ozeanien und Amerika eine der ungewöhnlichsten Privatsammlungen in Deutschland. Es geht um die aktuelle Sicht auf künstlerische Haltungen, die sich auf existenzielle Lebenserfahrungen konzentrieren und dies auf eindrucksvolle Weise im jeweiligen Werk zur Anschauung bringen. Die Vieldeutigkeit und ästhetische Kraft der Objekte und Bilder, ihre auratische Aufladung und bisweilen dramatische Transformation verweisen auf Kunstpraktiken, welche immer wieder die Grenzen der materiellen Wirklichkeit in Richtung Unbewusstes, Traum und Tod zu überschreiten vermögen.
Die ausgestellten Arbeiten korrespondieren in vielen Fällen Kontinente und Kulturen übergreifend miteinander. In dieser ungewöhnlichen Kombinatorik werden Querverbindungen und Rückbezüge erkennbar. Aufmerksamkeit wird dabei vor allem auf die verbindenden Aspekte der Kunst gelenkt. Diese in der Sammlung angelegte globale Sichtweise macht es möglich, die Verschiedenheit und die wechselnden Bedeutungen der Werke zu berücksichtigen, zu respektieren und zum Bestandteil der eigenen ästhetischen Erfahrung zu machen. Neue Blickwinkel und Sichtweisen, sowohl auf die zeitgenössischen, als auch auf die traditionellen Werke werden eröffnet.
Gezeigt werden Arbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler von den 1960er Jahren bis heute. Kombiniert mit außereuropäischer, traditioneller Kunst, ergeben sich wie von selbst Kontraste, aber auch überraschende Synergien. Bei allen stilistischen Besonderheiten, Unterschieden und Eigenarten verbindet die Werke das Anliegen, Alltägliches zu transformieren, gewohnte Sichtweisen aufzubrechen und ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen, welche die Grenzen zum Geistigen und zur Spiritualität öffnen.
Insgesamt umfasst die Präsentation ein breites Spektrum unterschiedlicher Genres und Ausdrucksformen. Neben Malerei und Zeichnung werden Plastiken, Objekte und Installationen gezeigt. Ein Höhepunkt ist sicherlich eine riesige raumfüllende Arbeit aus zerbrechlichen Glasvitrinen, in denen der kanadische Künstler Terence Koh 222 Köpfe aus schwarzer Asche zeigt. Aber auch der von der Decke herabhängende Abguss des Oberkörpers von Frantiček Klossner aus Eis verdient hohe Aufmerksamkeit. Während der Eröffnung beginnt der massive Eisblock zu schmelzen und die Figur des Schweizer Künstlers löst sich allmählich vor den Augen der Besucher auf. Neben Klossner und Reinking wird auch Tim Steiner bei der Eröffnung anwesend sein. Steiner trägt ein vom Belgier Wim Delvoye entworfenes Tattoo auf seinem Rücken, das wohl zu den beeindruckendsten Arbeiten zählt, welche in der Ausstellung zu sehen sind.
„Existenzielle Bildwelten“ stützt sich ganz auf Werke aus der Sammlung Reinking. Der in Hamburg lebende Sammler hat mit feinem Gespür ungewöhnliche Kunstpositionen aus einem breiten Feld von Fluxus, über Minimalismus bis hin zur Street Art und auch Artefakte aus Afrika, Amerika und Ozeanien zusammengebracht. Die Art und Weise, wie diese unterschiedlichen Arbeiten untereinander in Beziehung stehen, wie sie miteinander neue Bedeutungen und überraschende ästhetische Erfahrungen bei den Betrachtern generieren, zeichnet die Ausstellung „Existenzielle Bildwelten“ in der Weserburg aus.
Künstlerinnen und Künstler
Hermine Anthoine, Arman, Dan Asher, Mirosław Bałka, Victor Bonato, Boxi, William Burroughs, Baldur Burwitz, Michael Buthe, Pier Paolo Calzolari, Cesar, Wim Delvoye, Madeleine Dietz, Jimmie Durham, Henrik Eiben, Jan Fabre, Robert Filliou, Gregor Gaida, Gregory Green, Wulf Kirschner, Frantiček Klossner, Terence Koh, Toshiya Kobayashi, Alicja Kwade, Peter Land, Ange Leccia, Daniel Man, Hermann Nitsch, Cady Noland, Manuel Ocampo, Tony Oursler, Wolfgang Petrick, Robert Rauschenberg, Arne Rautenberg, Mirko Reisser (DAIM), Klaus Rinke, Ugo Rondinone, Rolf Rose, Michael Schmeichel, Dimitris Tzamouranis u.a. In die Ausstellung ist auch die großformatige Wandzeichnung „Lowdown“ von Frank Gerritz aus der Sammlung der Weserburg integriert.