Go for it!
Olbricht Collection (a sequel)
Thomas Olbricht sammelt Gegenwartskunst aus Überzeugung und Leidenschaft. Schon seit längerer Zeit ist er mit der Weserburg durch wechselnde Leihgaben verbunden und 2001 wurde hier die überregional beachtete Ausstellung „Ohne Zögern, die Sammlung Olbricht, Teil 2“ gezeigt. Inzwischen gehört die Olbricht Collection mit ihren etwa 1500 internationalen Werken zu den renommiertesten Sammlungen zeitgenössischer Kunst überhaupt. Der Essener Arzt und Naturwissenschaftler sammelt zudem gern jenseits des Mainstreams und fokussiert sein Interesse immer wieder auf ganz junge Kunst, welche übrigens zu über 50 Prozent von Künstlerinnen stammt. Besonderes sein Blick auf die Themen Körper, Tod, Religion, Sexualität, sein Interesse an der Schönheit, aber auch Verletzlichkeit des menschlichen Leibes macht die Sammlung unverwechselbar und in mancherlei Hinsicht sehr provokant.
Die ausgestellten Werke gehen formale und thematische Korrespondenzen miteinander ein, die viel mehr darstellen, als es geläufige stilistische oder gattungsgeschichtliche Bezüge jemals könnten. Die von Thomas Olbricht hergestellten Querbindungen sind überraschend und überzeugend zugleich, offenbaren sie doch nicht nur ein persönliches Spektrum, sondern lassen auch immer wieder Beziehungen anklingen, die Bestandteile unserer Kulturgeschichte und unseres kollektiven Bildgedächtnisses sind.
»Go for it!« zeigt einen Ausschnitt aus der Olbricht Collection, doch vermag diese qualitativ hochrangige Auswahl einen Eindruck davon zu vermitteln, wie wirkmächtig und nachhaltig bestimmte Bilder auch im Zeitalter einer angesagten, alles nivellierenden Bilderflut sein können, wie sie nicht nur unsere Neugierde und Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sondern auch Assoziationen auslösen und Brücken schlagen zu aktuellen und brisanten Fragestellungen außerhalb der Kunst.
Innerhalb der Ausstellung fällt besonders die perfekte Rekonstruktion einer Kunst– und Wunderkammer ins Auge. Dieses für einen Sammler von Gegenwartskunst einmalige Kompendium älterer Objekte knüpft motivische und inhaltliche Verbindungen zu den anderen Werken der Ausstellung, aber auch zu Themenkomplexen, die über die Kunst als solche hinausweisen. In der Tat verkörpert die Kunst- und Wunderkammer den Prototyp unserer heutigen Vorstellung von Museum. Noch nicht nach Kategorien geschieden, finden sich hier Naturpräparate, Kristalle, anatomische Modelle, Messinstrumente, aber auch erlesene Kunstwerke in einem besonderen Beziehungsgeflecht wieder. Es geht darum, einen universellen Zusammenhang aller Dinge im Sinne einer »Weltanschauung« zur Darstellung zu bringen. »Die Kunstkammer wird zu einem Analogon des Gehirnes der Menschheit, das die gelöschte Weisheit des Paradieses sukzessive zurückgewinnt.« (Horst Bredekamp).Sich im Rahmen der Olbricht Collection gerade mit diesem besonderen Thema zu beschäftigen, gerät keineswegs zu einem Abtauchen und Schwelgen in Vergangenheit, sondern ermöglicht neben vielen überraschenden Querverbindungen ein Begreifen des Gegenwärtigen als historisch Gewachsenes.
In »Go for it!« werden über 100 Arbeiten verschiedener jüngerer Künstlerinnen und Künstler so präsentiert, dass sie zusammen mit den älteren Arbeiten und den Objekten der Kunstkammer eine in sich schlüssige Ausstellung bilden.