Gotthard Graubner
Farbraumkörper und Arbeiten auf Papier
Nach den Gastspielen in den Museen der China Academy of Art in Hangzhou, der China Central Academy of Fine Arts in Peking sowie dem renommierten Shanghai Art Museum wird die Ausstellung „Farbraumkörper und Arbeiten auf Papier 1984–2004“ ab dem 5. März 2006 auch im Neuen Museum Weserburg Bremen gezeigt, wo sie auch konzipiert wurde.
Graubners Malerei setzt ganz auf die gedankliche Illuminationskraft der Farben. Das Bild stellt für Graubner einen Organismus vor, der in der künstlerischen Verdichtung der Farbmaterie entsteht und als Äquivalent des Wirklichen das Feld einer konzentrierten Wahrnehmung eröffnet. Entscheidend ist dabei die raumgreifende Kraft der Farbraumkörper, deren präzise Anordnung im Zusammenklang der Farben den Raum der Ausstellung atmosphärisch in völlig neuer Weise zu stimmen vermag.
Bereits in den 60er Jahren antwortete Graubner auf die Frage, ob seine Malerei überhaupt zeitgenössisch sei, mit einem Hinweis, der gerade jetzt in China seine Aktualität bewies: in einer immer schnelllebigeren Zeit, deren Erfahrung zusehends von einem Stakkato der grassierenden Bilder bestimmt wird, markiere die Malerei den Haltepunkt einer Wahrnehmung der Langsamkeit – einen Punkt also, an dem die Sinne in der Anschauung des Bildes sich selbst betrachten – und sich nicht verlieren. So war Gotthard Graubner als Europäer mit seiner Ausstellung im Reich der Mitte auch als Botschafter einer zusehends verschwindenden Tradition Chinas unterwegs, die in der Gegenwart des Turbokapitalismus keinen Raum mehr zu finden schien. Nicht zuletzt in diesen Zusammenhängen wird Charles Brauer am Sonntag, den 26. März 2006 um 18 Uhr in der Ausstellung Gotthard Graubners Texte des Laotse lesen.
Für das Neue Museum Weserburg Bremen wird Gotthard Graubner seine Ende der 60er Jahre entwickelte Idee des „Nebelraumes“, der er zuletzt Anfang der 70er Jahre realisierte, wieder aufnehmen. Wir sind sehr stolz darauf, dass nach über 30 Jahren das Neue Museum Weserburg das erste Institut ist, in dem der „Nebelraum“ von Graubner, einer der berühmten experimentellen Kunsträume der 60er Jahre, wieder zu erleben ist.
Gotthard Graubner, 1930 in Erlbach geboren, zählt seit Jahrzehnten zu den herausragenden Malern der Gegenwart. Seit den 60er Jahren hat Graubner mit experimenteller Neugier die Grenzen der Malerei immer aufs Neue verschoben und mit seinen Farbraumkörpern der Malerei ein neues Terrain erschlossen. Seine raumgreifenden Werke sind kaum anders als mit dem Begriff der „Absoluten Malerei“ zu fassen.
Zahlreiche Teilnahmen an der documenta in Kassel, der Biennale in Sao Paulo, die Einrichtung des Deutschen Pavillons auf der Biennale di Venezia, der Kunstpreis der NORD/LB, verbunden mit einer Ausstellung der Arbeiten auf Papier in der Kunsthalle Bremen oder die als Auftragsarbeiten entstandenen Bilder für den Amtssitz des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue zu Berlin sind nur einige Stationen seiner internationalen Karriere.
Die Ausstellungstournee, die nun sinnvoll im Neuen Museum Weserburg ihren Abschluss finden wird, entstand in Kooperation mit dem Institut für Auslandsbeziehungen IfA. Sie wurde ermöglicht durch die Unterstützung des Bundeskanzlers a.D. der Bundesrepublik Deutschland, Herrn Gerhard Schröder, und getragen durch Förderungen der Unternehmen ThyssenKrupp und Siemens, durch die Bremer Landesbank sowie mit Hilfe der Museumsfreunde der Weserburg.