Hannah Villiger. Ich bin die Skulptur
Hannah Villiger (1951-1997) war Bildhauerin. Ihre Arbeiten sah sie als Skulpturen, die sie im Medium der Fotografie entwickelte. Im Fokus steht von Anfang an ihre unmittelbare Umgebung. Ende der 1970er Jahre beginnt sie, mit der damals neuen Technik des Polaroid, den eigenen Körper zu erforschen, sich fotografisch nahezu zu kartografieren. Die ab Polaroid stark vergrößerten und auf dünne Aluminiumplatten aufgezogenen Farbfotografien entsprechen ihrer Haut: hochsensibel und verletzlich.
In Villigers Schaffen treffen Befragung des eigenen Seins mittels Körperlichkeit, Natur oder Stadtarchitektur auf die experimentelle Vermischung klassischer Gattungszuschreibungen. Anhand dieser Themen formuliert ihr Werk eine Klarheit, einen Mut und eine Poesie, die heute aktueller sind als je. Während mehr als fünfzehn Jahren hat sie sich und ihre direkte Umgebung durch eine Kameralinse betrachtet, so die eigene Identität immer wieder neu abgetastet und das Ergebnis in einem objektivierenden Medium, der Fotografie, als Skulptur reproduziert. Mit ihrer Rückbesinnung und Zentrierung auf den eigenen Körper hat sie Pionierarbeit geleistet für die Künstlerinnen nach ihr, für ein selbstbewusstes Anders-Sehen des Objektes Körper aus weiblicher Sicht.
Die Weserburg Museum für moderne Kunst bietet nun die Möglichkeit einer (Wieder-)Entdeckung und zeigt das Schaffen der viel zu früh verstorbenen Künstlerin zum ersten Mal in diesem Umfang in Deutschland. Für die Auswahl, Zusammenstellung und Schwerpunktsetzung der Ausstellung wurde der Schweizer Künstler Eric Hattan (*1955, lebt in Basel) eingeladen. Als Künstlerkollege und langjähriger Nachlassverwalter ist er Mitherausgeber von Villigers Werkverzeichnis und ausgewiesener Kenner ihres Schaffens. Die von ihm für die Weserburg konzipierte Präsentation vollzieht die wesentlichen Themenstränge ihres Oeuvres in exemplarischen Werken nach und weiß persönlichen wie objektiven Zugang zu verknüpfen. Dabei bringt Hannah Villiger. Ich bin die Skulptur überraschende Werkkonstellationen mit Materialien aus dem Nachlass und den künstlerischen Ansatz von Eric Hattan mit Villigers skulpturalen Bildideen zusammen.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit Foundation THE ESTATE OF HANNAH VILLIGER.
Kuratiert von Eric Hattan und Janneke de Vries.