Ian Hamilton Finlay
Poet and Publisher
Kabinettausstellung im Zentrum für Künstlerpublikationen
Das dichterische Werk des schottischen Künstlers, Lyrikers und Schriftstellers Ian Hamilton Finlay (1925-2006) geht über traditionelle Formen hinaus. Seine Gedichte setzte er auch als Außeninstallation in der Landschaft um, so in dem großen Garten „Little Sparta“ in den Pentland Hills, wo er seit 1966 lebte. Es entstand ein umfangreiches Werk Konkreter Poesie, das er, wie die meisten seiner weiteren Texte, in seinem eigenen Verlag „Wild Hawthorn Press“ veröffentlichte. Das Zentrum für Künstlerpublikationen gibt mit Ian Hamilton Finlays Publikationen einen Überblick über sein Schaffen. In Kooperation mit dem internationalen Kulturfestival Poetry on the Road.
Ian Hamilton Finlay ist bekannt als bildender Künstler, Philosoph, Landschaftgärtner, Lyriker und Schriftsteller. So durchzieht vor allem die Arbeit an oder mit der Sprache sein gesamtes künstlerisches Leben. Obwohl er zurückgezogen in dem von ihm geschaffenen Gartenreich Stonypath / Little Sparta lebte, gehört er zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation.
Ian Hamilton Finlay konfrontiert uns in seinen Arbeiten mit Exkursen in die abendländische Kulturgeschichte und mit seiner speziellen Sichtweise auf das Alltägliche, auf die Gesellschaft. Als unbeugsamer Anwalt tritt er mit seinem Lebenswerk für gesellschaftliche Ideale ein.
Das Zentrum für Künstlerpublikationen gibt mit Ian Hamilton Finlays Publikationen einen Überblick über sein Schaffen, der alle seine Schaffensperioden und -bereiche berücksichtigt. Mit seinem Verlag Wild Hawthorn Press und der Zeitschrift Poor Old Tired Horse hat er dabei ein künstlerisches Konvolut geschaffen, dass nicht nur die poetische und künstlerische Verschmelzung in seinem Werk belegt, sondern auch seine Vernetzung und Kooperation mit anderen Künstlern.
Mit der Gründung der Wild Hawthorn Press 1961 veröffentlichte er in den 1960er Jahren seine ersten Werke der konkreten Poesie, während seine späteren Arbeiten häufig durch Text-Bildbezüge charakterisiert und eher der visuellen Poesie zuzuschreiben sind. Die Ausstellung zeigt eine repräsentative Auswahl der über tausend kleinen Karten, Hefte, Künstlerbücher, Entwürfe, Grafiken und Gedichte in Umschlägen, die zwischen 1961 und 1997 entstanden sind. Er verlegte nicht nur Poster Poems von Franz Mon und Ferdinand Kriwet, sondern ein großer Teil seiner Publikationen entstand in Kooperation mit anderen Künstlern.
Ian Hamilton Finlays Gedichte reichen vom Poster Poem Circus, über eine Grafik Garden Poem bis hin zum Ein-Wort-Gedicht im Künstlerbuch oder in Stein gehauen als Skulptur in seinem Garten Little Sparta in den Pentland Hills, wo er seit 1966 lebte. In diesem Sinne setzte er seine Gedichte als Außeninstallation in der Landschaft später auch an anderen Orten um. Dafür schuf er eigens eine Reihe von Proposals, wie beispielsweise Six Proposals for the Improvement of Stockwood Park Nurseries in the Borough of Luton (Sechs Verbesserungsvorschläge für die Baumschule des Stockwood-Parks in Luton) 1986. Die sechs Landschafts-Entwürfe, die aus 11 Lithografien in Mappen bestehen, schuf er zusammen mit Gary Hincks.
Neben der Konkreten Poesie und der Beschäftigung mit Gärten und Pflanzen schlägt sich in Finlays Werken eine Leidenschaft für das Meer und die Seefahrt nieder. So entwickelt Finlay das sogenannte Found Poem (Gefundenes Gedicht), wofür er beispielsweise aus nautischen Almanachen und Zeichnungen Boots- und Schiffsnamen heraussucht und mit erfundenen Begriffen kombiniert. Seine dichterische Beschäftigung mit dem Boot als Metapher bezieht sich auf das Boot als Symbol für Ferne und Fernweh, aber auch für Ruhe, Frieden und Einklang mit der Natur. Eine der berühmtesten Zeilen von Finlay ist in diesem Zusammenhang Evening will come they will sew the blue sail (Der Abend wird kommen, sie werden das blaue Segel nähen). Die Fischer sind vom Meer heimgekommen.
Durch die Integration von militärischen Elementen in seinen Bildkanon entsteht eine weitere Bildfindung von Ian Hamilton Finlay, die seinem Oeuvre einen unverwechselbaren Charakter verleiht. Neben den Fischer- und Segelbooten tauchen Kriegsschiffe auf, Zerstörer und Flugzeugträger, aber auch Flugzeuge, Panzer, SS-Zeichen. In Stonypath mutieren Flugzeugträger zu in Stein gehauenen Vogeltränken, auf denen die Vögel landen und wieder wie Flugzeuge starten. Umgeben von Pflanzen werden sie getarnt.
Ein Symbol für die Gleichzeitigkeit von Idylle und Gewalt als Naturprinzip ist für Finlay Arkadien. Das Aufeinandertreffen der Sehnsucht nach Glück mit dem Tod in einer elegischen Landschaft ist wie geschaffen für die Vorstellungswelt von Finlay. In der Grafik Arkadien von 1973 verschmilzt beides, jedes Detail des Panzers ist mit Pflanzenornamenten bedeckt, er ist Arkadien selbst. Die Tarnung ist perfekt. Wir selbst sind es, die das Gute mit dem Bösen infiziert haben, die das, was wir lieben, mitunter zerstören. Finlay erweckt eine Sehnsucht nach einem Ideal, einer Tugend, einem Verlangen nach etwas, das dem Leben einen übergeordneten Sinn gibt.
Finlays Poesie arbeitet an einer Art ‚politischen Ästhetik‘, die die Möglichkeit zum Frieden sucht und auf eine Befruchtung der Welt durch enigmatische Werke der visuellen Poesie zielt.
In Kooperation mit dem internationalen Literaturfestival