Jan Fabre

Le temps emprunté

06.05.2006 - 16.07.2006

Die Ausstellung Jan Fabre – Le temps emprunté zeigt Werke bedeutender Fotografen, die die Theaterarbeit des belgischen Künstlers in ihren Bildern verewigt haben. Begleitet werden sie von zahlreichen Zeichnungen und Skizzen, die Jan Fabre in der Entstehungsphase seiner Choreografien und Theaterstücke gemacht hat. Der Weg von der Idee bis zur Aufführung wird so in der Ausstellung als ein vielschichtiger Prozess erfahrbar. Die Ausstellung wird am 5. Mai 2006 um 19.00 Uhr im Neuen Museum Weserburg Bremen eröffnet. Der Künstler selbst wird am folgenden Tag um 11.00 Uhr zum Künstlergespräch anwesend sein.

Vor nunmehr 20 Jahren fotografierte Robert Mapplethorpe das Stück Pouvoir des folies théâtrales (1984) – eine Arbeit, die für Jan Fabre als Choreograf und Künstler der internationale Durchbruch war. Fasziniert von Fabres Arbeit zeigte sich auch Helmut Newton. In der Ausstellung sind von ihm mehrere Bilder einer Choreografie zu sehen, die mit Bezügen zur Oper und zum klassischen Ballett spielt: Sections de danses (1987). Carl de Keyzer, Mitglied der Fotoagentur Magnum, fotografierte die ersten beiden Teile der Operntrilogie The Minds of Helena Troubleyn: Le verre dans la tête est fait de verre et Silent Screams, Difficult Dreams. Maarten Van den Abeele, der nicht zuletzt durch seine Bilder von Pina Bauschs Tanztheater bekannt wurde, machte 2001 eine Reportage von Je suis sang. Das Stück war auf dem internationalen Theaterfestival in Avignon ein großer Erfolg. Malou Swinnen tritt unter den hier versammelten Fotografen durch ihre ganz außergewöhnlichen Portraitstudien hervor. Zudem sind Dirk Braeckmann mit einer s/w-Serie der Inszenierung Le Lac des cygnes (Schwanensee, 2002) und Wonge Bergmann mit Bildern der Oper Tannhäuser (2004) vertreten. Weitere Fotografen sind Jean-Pierre Stoop, Jorge Molder und Pierre Coulibeuf.

Die ausgestellten Bilder sind nicht nur Dokumentationen der Theaterarbeit Jan Fabres der letzten 25 Jahre im Sinne einer herkömmlichen Bühnenfotografie. Durch den unverwechselbaren Stil der Fotografen werden sie im besten Sinne des Wortes zu fotografischen Kunstwerken.

Performance

steptext dance project präsentiert aus der Reihe „dancing roads: close“ – Internationale Tanz-Gastspiele:

Jan Fabre
Quando l’uomo principale è una donna
„Quando l’uomo principale è una donna“ ist eine Ode an das Foto „Leap into the void“, von Yves Klein, auf dem sich ein Mann frei und am Boden ungesichert mit weit ausgebreiteten Armen vom Vordach eines Hauses fallen lässt.
Jan Fabre griff das Motiv des Sprungs auf, mischt es mit der immerwährenden Geschlechterfrage und erarbeitete für das Solo dessen tänzerische Umsetzung. Schon mit dem Titel stellt er die Frage: „Was wäre, wenn der erste Mann nun doch eine Frau war?“ und führt uns vor, wie die Welt aussähe, würden sich Matriarchat und Patriarchat gegenseitig abwechseln und schlussendlich sogar aufheben. Jan Fabre spielt mit den gängigen Rollenklischees, lässt seine Tänzerin typisch männliche und typisch weibliche Gesten vertanzen, lässt den Macho ebenso wie die Diva brillieren und legt über alles den Duft Italiens.
Die Stärke der Tanzperformance liegt in ihren ständigen Brüchen und Verschiebungen: vom Mann zur Frau, vom Menschlichen zum Animalischen, von der geraden Linie zum Kreisbogen, vom Rollen und Gleiten zum langsamen Aufrichten.

„Quando l’uomo principale è una donna“ wurde im März 2004 in Antwerpen uraufgeführt und ging anschließend auf Welttournee. Seitdem wurde das Tanzsolo äußerst erfolgreich u.a. in Belgien, Österreich, Frankreich, den Vereinigten Staaten von Amerika und Südamerika aufgeführt. Seit 2002 ist dies die erste Performance von Jan Fabre in Deutschland.

Quando l’uomo principale è una donna
Choreographie+Bühnenbild: Jan Fabre
Choreographie+Tanz: Sung-im Her (im Original Lisbeth Gruwez, 2004)
Assistenz+Dramaturgie: Miet Martens