John Baldessari

(Somewhere Between Almost Right and Not Quite (With Orange)

21.02.2005 - 27.03.2005

Bereits zum 10. Mal präsentiert das Museum Weserburg Bremen Werke aus der Sammlung Deutsche Bank: Zu sehen ist Somewhere Between Almost Right and Not Quite (With Orange) des amerikanischen Künstlers John Baldessari. Dieser Werkzyklus entstand als Auftragsarbeit der Deutschen Guggenheim in Berlin, dem Joint Venture der Deutschen Bank mit der Solomon R. Guggenheim Foundation.

John Baldessari wurde Ende der 60er Jahre mit Werken bekannt, in denen er Bildmaterial aus den Massenmedien – wie man es aus der Pop Art kannte – mit Schrift kombinierte, wie die Conceptual Art sie verwendete. Schon früh begann Baldessari, Bilder und Texte aus der Werbe- und Filmbranche in seine Fotobilder zu integrieren. Er kontrastierte, beschnitt und bearbeitete das Bildmaterial in Verbindung mit Texten. Seine Montagen aus Fotografie und Schrift konterten immer wieder die von den einzelnen Szenen ausgelösten narrativen Assoziationen und bieten ein breiteres Spektrum an Bedeutungen. Die vielschichtigen, oft humorvollen Kompositionen lassen unterschiedlichste Deutungen zu und unterstreichen, wie relativ Bedeutung sein kann.

In den 1970er-Jahren ging Baldessari dazu über, Aufnahmen aus fremder Hand in seine Projekte einzubauen: „Gefundene Bilder haben mich gereizt, weil sie nicht als Kunst galten, sondern als simple Bildware. Ich habe in den Abfalleimern von Fotogeschäften herumgestöbert.“ Da Stand-, Publicity- und Pressefotos sehr günstig waren, entstand binnen kurzer Zeit ein umfangreiches Archiv.

Als Baldessari erkannte, wie Einzelbilder aus einem Film ganze Erzählsequenzen suggerieren können, benutzte er sie immer häufiger. Zusammengehörige und nicht zusammengehörige Fundbilder wurden zu Zyklen arrangiert, manchmal in Form eines Rasters, dann wieder als lineare oder freie Struktur, jedoch stets nach einem festgelegten Ordnungsprinzip.

Nach 1980 zog es Baldessari vor, das übernommene Bildmaterial ohne Textunterlegung zu verarbeiten. Durch die Beschränkung auf Fotozyklen ohne Text bewies Baldessari, dass reine Bilder ebenso wie die früheren Bild-Text-Montagen imstande sind, narrative Inhalte zu vermitteln. Später ging er dazu über, abgebildete Gesichter mit einem Farbfleck zu überdecken. Während sich der Bildraum verflacht, tritt der Illusionseffekt der Szene umso stärker in Erscheinung. Die Verhüllung des Gesichts (oder später eines Körperteils) negiert die Individualität und verwandelt ein identifizierbares Subjekt in ein nicht identifizierbares Objekt. Die weißen Aufkleber der ersten Versuche wurden später durch bunte ersetzt. Ein vom Künstler angelegter Farbcode eröffnete zusätzliche Bedeutungsebenen: Rot signalisiert Gefahr, Grün steht für Sicherheit und so weiter.

Bis heute stehen das Spiel mit und die Kritik an der Popkultur im Mittelpunkt seiner erfolgreichen, künstlerischen Arbeit, im Laufe derer Format und Eindringlichkeit seiner Bilder immer größer wurden. Seine neue großformatige Serie Somewhere Between Almost Right and Not Quite (With Orange), 2004, für das Deutsche Guggenheim beschäftigt sich mit dem Phänomen „Zwischenraum“. Orange, die Farbe „zwischen“ Gelb und Rot, dominiert dieses Projekt. Baldessari reizt die Widersprüche aus: Die Bilder erzählen von Harmonie und Konflikt, Sicherheit und Gefahr und verschweigen auch die Leere nicht, die zwischen den beiden Extremen liegt – die beunruhigende Existenz des „Zwischenraums“. Die Standfotos sind aus Zeit und Raum gelöst. Befreit vom ursprünglichen Filmskript, nehmen sie in Baldessaris Präsentationsregie neue Gestalt an. Baldessaris visuelle Montagetechnik soll illustrieren, dass die Bildbedeutung sich erst im Laufe eines Dialogs entwickelt und nicht schon inhärent im Werk enthalten ist.