Junge Sammlungen 01
Nullpunkt aller Orte - Sammlung Dominic und Cordula Sohst-Brennenstuhl
In dieser Ausstellung wird eine junge Hamburger Privatsammlung zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die vornehmlich derselben Generation angehören wie auch das Sammlerehepaar selbst. Auf diese Übereinstimmung legen Dominic und Cordula Sohst-Brennenstuhl großen Wert. Das, was die beiden in der Kunst zu entdecken vermögen, hat Bezug zu ihrem eigenen Denken, ihren eigenen Wahrnehmungen, Fragestellungen und Erkenntnissen. Wenn man in diesem Sinne Gegenwartskunst als „Kunst unserer Zeit“ verstehen möchte, ist das, was die beiden an künstlerischen Äußerungen bewegt, fasziniert und zugleich Rätsel aufgibt, zu vergleichen mit einer besonderen, höchst differenzierten Zeit- und Gegenwartserfahrung. Diese spannende Fähigkeit der Kunst und die mit ihr verbundenen Erfahrungen betreffen sowohl den Bereich des Privaten, als auch denjenigen des Sozialen und des Gesellschaftlichen. Es ist durchaus ein wichtiger Impuls für Dominic und Cordula Sohst-Brennenstuhl, Kunst in engagierter Weise zu einem Bestandteil ihres Lebens zu machen und sich tagtäglich mit ihr zu umgeben.
Die Sammlung Sohst-Brennenstuhl umfasst eine überraschende Vielfalt medialer Formen, von zarten Zeichnungen über Gemälde und Skulpturen bis hin zu raumgreifenden Installationen. Konzeptionelle Positionen stehen neben figurativer Malerei. Das große Format begegnet der Miniatur. Eröffnet wird die Ausstellung mit einer eindrucksvollen kinetischen Wandinstallation von Jorinde Voigt. Acht lackierte und beschriftete Propeller drehen sich vollkommen geräuschlos in verschiedenen Geschwindigkeiten. Permanent entstehen unterschiedliche Kombinationen und Rhythmen, die über einen Schaltkasten individuell steuerbar sind.
Alicja Kwade schafft mit einer überraschenden Kombination aus einfachem Spiegelglas und schwarzen Industrielampen eine außergewöhnliche Parallelwelt, so auch der Titel ihrer Arbeit. Von Volker Hüller sind wiederum verschiedene Bilder und Skulpturen zu sehen, die geschickt und anspielungsreich mit historischen Bezügen umgehen und aus bereits Bekanntem selbstbewusst neue Bildideen entwickeln.
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf eine kleine, gleichnamige Lichtskulptur von Jorinde Voigt, die einen leuchtenden Kreis formt. Der „Nullpunkt aller Orte“ (nach Roland Barthes) bezeichnet keineswegs einen Endpunkt. Er ist vielmehr eine höchst produktive Leere, von der aus neu gedacht und gearbeitet wird, ein Ursprungsort, von dem die Künstler und mit ihnen das Hamburger Sammlerpaar ins Unbekannte aufbrechen.
Künstlerinnen und Künstler
Thomas Baldischwyler, Michael Conrads, Jenny Feldmann, Volker Hüller, Florian Hüttner, Till Krause, Alicja Kwade, Rupprecht Matthies, Monika Michalko, Timo Nasseri, Hoda Tawakol, Malte Urbschat, Jorinde Voigt, Ralf Weißleder
Neues Ausstellungsformat
Mit der Reihe „Junge Sammlungen“ beginnt die Weserburg 2014 ein neues Ausstellungsformat. Zweimal jährlich werden Kunstwerke aus einer jungen, bislang noch nicht in dieser Form an die Öffentlichkeit getretenen Privatsammlung gezeigt. Das Museum ermöglicht so seinen Besuchern die Teilhabe an ganz aktuellen Tendenzen internationaler Kunst und ihrem komplexen Gegenwartsbezug. Für die Weserburg garantieren diese im Entstehen begriffenen Sammlungen eine spannende Einsicht in das, was jüngere Generationen bewegt. Zugleich verschafft sie sich als „Sammlermuseum“ ein neues Profil für die eigene Zukunft.