KABOOM!

Comic in der Kunst

15.06.2013 - 06.10.2013

Comicstrips und Cartoons waren für Künstlerinnen und Künstler von Beginn an eine stetige Inspirationsquelle. Doch erst mit der britischen und amerikanischen Pop Art erhielt die Sprechblasen-Welt im großen Stil Einzug in die Galerien und Museen. Roy Lichtenstein, Öyvind Fahlström und viele andere übernahmen die Ästhetik des Comics in ihre Malerei. Sie unterliefen damit provokativ die Trennung von Populärkultur und etablierter Kunst. Die Weserburg greift das Thema mit einer groß angelegten Ausstellung auf. Gezeigt werden Arbeiten von über 30 internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Sie demonstrieren eindrucksvoll den Einfluss von Comics auf die zeitgenössische Kunst seit den 1950er Jahren bis heute.

Vorgestellt werden insbesondere Arbeiten einer jüngeren Künstlergeneration. Sie zeigen die Aktualität und Innovationskraft, die von der Auseinandersetzung mit dem Comic noch heute ausgeht. Auf spannende und ungewöhnliche Weise nutzen die Künstlerinnen und Künstler die Bildwelten und formalen Besonderheiten des Comics. Sie arbeiten genreübergreifend mit Malerei, Collage, Video, Zeichnung und schaffen Skulpturen und raumfüllende Installationen. Dabei bilden sie nur vermeintlich eine naive und fröhliche Oberfläche ab. Vielmehr hinterfragen sie auf kritische Weise ästhetische und gesellschaftliche Phänomene. Dies geschieht nicht selten mit Witz, Humor und bissiger Ironie.

Die Amerikanerin Joyce Pensato bringt in ihren schroffen Schwarz-Weiß-Malereien eine andere, dunkle Seite des Comics zum Vorschein, die uns mit dem Grotesken und Hässlichen konfrontiert. Martin Arnold benutzt Sequenzen aus Walt Disney Trickfilmen und macht die Helden der Kindheit zu gespenstischen Wiedergängern. Harmlose Motive verwandeln sich in schaurige Szenen. Die Zeichnungen von Raymond Pettibon atmen wiederum den Geist von Punk und Underground. Sie sind in der Lage die Befindlichkeit der westlichen Gesellschaft regelrecht zu sezieren.

Ein übergreifendes Thema ist der Superheld. So ist der afroamerikanische Performancekünstler William Pope.L in einem Superman-Outfit die gesamte Länge des New Yorker Broadway entlang gekrochen. In seiner bizarren Verkehrung des weißen Superhelden demontiert er augenfällig den Mythos amerikanischer Allmachtsvorstellungen. Die Arbeit mit dem denkwürdigen Titel The Great White Way wird für die Ausstellung in einer besonderen Form aktualisiert. Bereits 1967 hat Keiichi Tanaami, ein Vertreter der japanischen Pop Art, den strauchelnden, gebrochenen Helden in einer Collage zum Thema gemacht. Er schuf damit ein ironisches Gegenbild zum westlichen Einfluss auf die Nachkriegsgesellschaft in Japan.

Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler greifen vertraute Motive und Erzählungen des Comics auf, die sie bearbeiten, dekonstruieren und in neuer Gestalt zusammenfügen. Viele der Arbeiten sind mitunter verstörende Psychogramme der Gesellschaft mit überraschenden subversiv-politischen Bezügen. Im bewussten Rückbezug auf den Comic gelangt die Kunst so zu neuen visuellen Ausdrucksformen, sie wird zum Ort besonderer ästhetischer Erfahrungen und Erkenntnisse.

Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei der Karin und Uwe Hollweg Stiftung, der Waldemar Koch Stiftung, der Deutschen Factoring Bank, den Museumsfreunden Weserburg und der VGH Stiftung
Medienpartner

Künstlerinnen und Künstler

Siemon Allen (ZA), Martin Arnold (A), Dara Birnbaum (USA), Peter Blake (GB), William Copley (USA), Reinhard Doubrawa (D), Erró (IS), Öyvind Fahlström (SE), Gerard Hemsworth (GB), Arturo Herrera (VE), Andy Hope 1930 (D), John Isaacs (GB), Bertrand Lavier (FR), Mark Leckey (GB), Roy Lichtenstein (USA), Michel Majerus (LU), Christian Marclay (USA), Kerry James Marshall (USA), Matt Mullican (USA), Juan Muñoz (ES), Rivane Neuenschwander (BR), Chris Ofili (GB), Joyce Pensato (USA), Raymond Pettibon (USA), Sigmar Polke (D), William Pope.L (USA), Mel Ramos (USA), Allen Ruppersberg (USA), Francesc Ruiz (ES), Keiichi Tanaami (J), John Wesley (USA), Sue Williams (USA), Jordan Wolfson (USA)