Künstlerbücher: Vielfältig Mehrseitig

Kabinettausstellung im Zentrum für Künstlerpublikationen

20.09.2019 - 05.07.2020
Jiří Valoch: Durchschaubar, 1971
Pedro Stoïchita: Le Trésor Mathématique de Polybius, 2017

Alltäglich und doch besonders: das Medium Buch besticht in Gestalt eines Kunstwerks durch unterschiedlichste Erscheinungsformen. Das Zentrum für Künstlerpublikationen richtet unter dem Motto Vielfältig Mehrseitig  den Blick auf jene Künstlerbücher, die durch eine besondere Art der Bindung, eine außergewöhnliche Form oder ein überraschendes Detail von der herkömmlichen Erscheinungsweise des Buches abweichen.

Eine Abfolge von Doppelseiten zwischen zwei Buchdeckeln – das ist die klassische Form, in der sich gedruckte Inhalte dem lesenden Betrachter präsentieren.  Künstlerbücher bilden in dieser Hinsicht keine grundsätzliche Ausnahme, liegt den Autor*innen doch daran,  ihre publizierten Werke einem breiten Publikum zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Günstiger Preis und raffinierte künstlerische Gestaltung stehen allerdings nicht im Widerspruch. So fächert sich etwa ein Leporello ziehharmonikaartig zu einer breiten Buchlandschaft aus oder, wie bei Timm Ulrichs, zu einem Miniatur-Druckwerk.

Das vertraute Blättern und Betrachten wird durch interessante Varianten erweitert. Dan Perjovschi verkettet die Umschläge dreier Buchblöcke zu einer einzigen und zugleich mehrbändigen Ausgabe. Auch Claudia Christoffel kombiniert gleich drei Elemente unterschiedlichen Formats. Mittig ineinander gelegt, erhalten sie eine gemeinsame Rückenheftung. Pedro Stoïchitas Künstlerbuch klappt sich zu einem Panorama mit vier nebeneinander fixierten Heften auf, so dass sich eine Vielzahl möglicher Kombinationen und Bilderzählungen ergeben.

Der in Paris lebende Künstler Pavlos schafft mit Bouteille eine aufklappbare Skulptur. Alle Seiten sind in Flaschenform  geschnitten fächern sich in die dritte Dimension auf. Ähnlich unerwartet eröffnen sich aus vielen Büchern Pop-up-Konstruktionen zu räumlichen Gebilden. Das Künstlerinnenduo Von weit her (geholt) greift auf überzeugend-humorvolle Weise auf Materialien eines schwedischen Möbelhauses zurück. Unter dem Titel  BÅUFYL verdichten und überlagern sich auf sieben Seiten technische Möbelanleitungen zu einem überbordenden grafischen Gewirr.

Die Kabinettausstellung zeigt eine internationale Auswahl aus eigenen Beständen, von den 1960er Jahren bis heute. Mit Arbeiten von Diana Mercedes Alonso, Jonas Beuchert, Mechtild Böger, Ulises Carrión, Claudia Christoffel, Pierre Cordier, Robin Crozier, Lutz Dammbeck, herman de vries, Harald Falkenhagen, Julia Gorzitzke, Lucas Caspar Kalmus, Daniel Knorr, Jue Löffelholz, Bernard Luginbühl, Victor Malsy, Gordon Matta-Clark, François Morellet, Rada Nastai, Roman Opalka, Pavlos, Dan Perjovschi, Lisa Rein, Ann Carolin Renninger, Barbara Rosengarth, Martin Rosz, Anna Rosa Rupp, Allen Ruppersberg, Konrad Balder Schäuffelen, Klaus Scherübel, Yoriko Seto, Angelika Sinn, Pedro Stoïchita,Timm Ulrichs, Jiří Valoch, Von weit her(geholt) und Corinne Welch.