Out of time
Werke aus den Sammlungen
Out of time hat etwa die Bedeutung von „unzeitgemäß“, „nicht mehr aktuell“ und manche mögen sich noch an den gleichnamigen Song der Rolling Stones aus dem Jahr 1966 erinnert fühlen. Wörtlich könnte es auch „Aus der Zeit heraus“ heißen und träfe damit das eigentliche Thema und die Intention dieser Ausstellung. Gezeigt werden vor allem Werke, die mit Zeiterfahrungen zu tun haben: mit gelebter Zeit, mit dem Fortschreiten von Zeit, aber auch mit dem vergeblichen Versuch, sie anzuhalten. Einige Werke beschäftigen sich aber auch mit dem Problem der Darstellbarkeit, den Möglichkeiten und der Unmöglichkeit etwas zu veranschaulichen, ins Bild zu bringen.
Künstler wie Roman Opałka, On Kawara und Hanne Darboven gelten international beinahe als Spezialisten in Sachen Zeit. In ihren seriellen und als fortsetzbar angelegten Werken wird Zeit als dokumentierte, niedergeschriebene, gelebte und vergangene Zeit thematisiert, sichtbar, bisweilen auch hörbar.
Jochen Gerz unterstellt gar einem recht großen Stein, dass er zurück zur Schleuder will und thematisiert die Unumkehrbarkeit eines Vorgangs. Zeit, welche zurückzulaufen scheint wird in der Doppeluhr von Horst Müller in beinahe unglaublicher Weise veranschaulicht: Während das eine Ziffernblatt die Zeit in Richtung Zukunft hin misst, tut es das andere rückwärts: in Richtung Vergangenheit.
Und in einem weißen lichtdurchfluteten Raum meditiert eine etwa 200 Jahre alte Buddha Figur aus Japan gegenüber einem dicht mit Zahlen beschriebenen grauen Bild des Polnischen Künstlers Roman Opałka, während dessen Stimme auf Polnisch konsonantenreich Zahl nach Zahl murmelt. Meditativ geht es auch bei Christian Boltanskis Videoinstallation „Entre Temps“ zu, in der sein Gesicht zu sehen ist, das sich in ganz langsamen Überblendungen von seinem 7. bis zu seinem 60. Lebensjahr allmählich verändert.
Die Werke gehen aufeinander ein, sie ergänzen sich im Sinne eines Beziehungsgeflechtes, in dem Fragen gestellt, Erkenntnisse gewonnen und künstlerische Haltungen veranschaulicht werden. Insgesamt lädt „Out of time“ Besucherinnen und Besucher ein, einige hier wörtlich zu nehmende Zeit in der 2.Etage des Museums zu verbringen und dort Erfahrungen zu machen, welche über den Alltag hinausweisen.
Künstlerinnen und Künstler
Michael Badura, Achim Bertenburg, Christian Boltanski, Pier Paolo Calzolari, Hanne Darboven, Gaylen Gerber, Jochen Gerz, Franz Gertsch, Gotthard Graubner, On Kawara, Dieter Kiessling, Adolf Luther, Heinz Mack, Horst Müller, Jean Luc Mylayne, Otto Piene, Roman Opałka, Gerhard Richter, Norbert Schwontkowski, Rosemarie Trockel, Günther Uecker, Günter Umberg, unbekannter japanischer Künstler um 1800, Lawrence Weiner