Stabile Seitenlage

Von der Komplexität der bildenden Kunst

11.12.2005 - 26.02.2006

Den Ausdruck „Stabile Seitenlage“ – verbindet man in der Regel mit der „Ersten Hilfe“. Er bezeichnet in erster Linie eine lebensrettende Sofortmaßnahme. Als Ausstellungstitel legt er allerdings nahe, dass die hier gezeigten Kunstwerke den Betrachter wachrütteln, seine Lungen weiten und sein Bewusstsein beleben sollen.

»Stabile Seitenlage – Von der Komplexität Bildender Kunst« zeigt Werke ehemaliger Stipendiaten des Kunstfonds. Die hier vertretenen zehn Künstlerinnen und Künstler arbeiten mit unterschiedlichen Medien, Techniken und Materialien, lassen also auf den ersten Blick kein gemeinsames »thematisches« oder gar an ein Genre gebundenes Anliegen erkennen. Die präsentierten Positionen beziehen sich stattdessen genreübergreifend auf gesellschaftliche, wissenschaftliche, politische und soziale Phänomene der Gegenwart. Und sie tun dies auf höchst subtile, bisweilen auch sehr provokante Weise. Die ausgestellten Werke sind ebenso geprägt von schwarzem Humor wie von poetischer Sensibilität, historisch-politischen Anspielungen und anarchischer Rebellion.

Die Bilder, Skulpturen, Videos und Raum- und Klanginstallationen erlauben zudem Einblicke in ihre Entstehungsprozesse, welche nicht geradlinig, sondern sprunghaft und widersprüchlich und höchst komplex verlaufen. Der von allen Künstlerinnen und Künstlern implizierte »multimediale Reflexionsbogen« ihrer Position garantiert immer wieder Querverbindungen und neue Blickwinkel auf bereits bekannte, doch irrtümlich mit dem Etikett »erschöpfend behandelt« versehene Themen und Fragestellungen. Auf diese Weise erklärt sich der eigenwillige Untertitel »Von der Komplexität Bildender Kunst« beinahe wie von selbst.

Der Begriff »Stabile Seitenlage« ist so betrachtet zudem eine »contradictio in adjecto«, also eine Art Paradoxon: Denn, wenn etwas auf der Seite liegt, kann es eigentlich gar nicht stabil sein. Ein schief liegender Gegenstand ist nicht unverrückbar, sondern befindet sich auf der Kippe zur Veränderung seiner Position. Widerspruch, Grenzüberschreitung, Umwandlung und Prozesshaftigkeit sind Prinzipien, die den meisten der sehr unterschiedlichen Arbeiten in dieser Ausstellung zugrunde liegen. Sie profitieren geradezu aus den sich miteinander reibenden interdisziplinären Ansätzen der Künstler sowie ihrem Streben nach der Übertragung eines Genres in ein anderes.

Idee und Konzeption dieser Ausstellung wurden von einer Arbeitsgruppe der Stiftung Kunstfonds entwickelt. Ihr gehörten Maria Fisahn, Else Gabriel, Hartmut Neumann, Helmut Schweizer, Bernhard Wittenbrink und (hin und wieder) auch Peter Friese und Sepp Hiekisch-Picard an. »Stabile Seitenlage – von der Komplexität Bildender Kunst« wurde als Kooperation mehrerer Ausstellungshäuser in Deutschland realisiert. Nach Stationen im Museum Bochum, in der Galerie der Künstler in München, der Hochschule für bildende Künste und im Kunsthaus Dresden wird diese Präsentation vom 11. Dezember 2005 bis zum 26. Februar 2006 im Neuen Museum Weserburg Bremen zu sehen sein.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunstfonds Bonn

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler

Dave Allen, Mariola Brillowska, Walter Dahn, Stefan Demary, Tamara Grcic, Hans Hemmert, Nana Petzet, Alexandra Ranner, Eva Maria Schön und Dagmar Varady