So wie wir sind 2.0

15.02.2020 - 10.01.2021
Wu Tsang, Into A Space Of Love, 2018 (Videostill), Produced by Frieze Studios and GUCCI, Courtesy of Frieze and GUCCI
Alicja Kwade, Kohle (1 T Rekord), 2010, Sammlung Haus N, Foto: Tobias Hübel
Abdoulaye Konaté, Papillon (violet, jaune et ocre), 2016, Sammlung Reydan Weiss

So wie wir sind 2.0 stellt mehr als 180 Werke von über 100 Künstler*innen aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten unter inhaltlichen und formalen Fragestellungen zusammen. Acht Themenareale formulieren künstlerische Annäherungen an Identität oder landschaftliche Traditionen, ein vielfältiges Spiel mit dem Alltag oder Aspekte urbanen Lebens, die Bedeutung des Zufalls oder des Körpers, minimalistische Tendenzen oder ästhetischen Widerspruch.

So ergänzen sich etwa Marie Lunds sonnengebleichte Vorhangleinwände von 2017 mit Hans Haackes Kondensationsboden von 1971 zu einem generationsübergreifenden Einblick in den Zufall als künstlerischen Produzenten. Die Kombination einer Fotografie von Wim Wenders zeichnet zusammen mit Kaari Upsons Bodeninstallation aus ausgegossenen Pepsidosen ein kritisches Bild vom amerikanischen Traum. Der Film Into A Space Of Love von Wu Tsang findet sich mit Arbeiten von Yoan Capote, Abdoulaye Konaté oder Kaucyila Brooke zu einer so aktuellen wie vielfältigen Befragung menschlicher Identität zusammen. Oder Werke von Braco Dimitrijević, Agnieszka Polska, Ahmet Ögüt und anderen spielen Formen des ästhetischen Widerstands von den 1970er Jahren bis heute durch – wie z.B. bei Michael Sailstorfer, der ein Polizeiauto zerlegt und in ein Schlagzeug verwandelt.

Parallel stellen Künstlerräume das Werk von Wade Guyton und Kapwani Kiwanga vor. Im Juni kommt ein Raum von Franziska Keller und im November von Mateo Maté hinzu. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Einrichtung eines festen Raumes für das Schaffen von Norbert Schwontkowski. Ab sofort bietet die Weserburg einen beständigen und repräsentativen Querschnitt durch das malerische und grafische Schaffen dieses Bremer Künstlers.

So wie wir sind ist als mehrteilige Serie angelegt, die einmal im Jahr in einer umfangreichen Variation verlebendigt wird: Arbeiten wandern, verschwinden oder kommen neu hinzu, Werkkonstellationen werden durchmischt und Themensetzungen überarbeitet. So ergeben sich unerwartete Lesarten der Kunst der Gegenwart von den 1960er Jahren bis heute quer durch alle Medien. Die Ausstellung speist sich aus einer Vielzahl von privaten Sammlungen, aus den eigenen Beständen und aus Leihgaben von Künstler*innen.

So wie wir sind 2.0 wird kuratiert von Ingo Clauß und Janneke de Vries.

Eröffnung

Freitag, 14. Februar, um 19 Uhr, Eintritt frei

Einführung
Ingo Clauß und Janneke de Vries, Kurator*innen der Ausstellung

Im Anschluss feiern wir gemeinsam im TAU, dem benachbarten
Restaurant, bei Getränken, Chili und Musik.

Ausstellung auf Etage 1 und 2

Mit freundlicher Unterstützung durch

Künstler*innen

Carl Andre, Arman, Katja Aufleger, Monika Baer, Viktoria Binschtok, Louise Bourgeois, Ulla von Brandenburg, George Brecht, Kaucyila Brooke, Elina Brotherus, Sophie Calle, Yoan Capote, Anetta Mona Chişa & Lucia Tkáčová, Christo, Claudia Christoffel, Louisa Clement, Anne Collier, Andrea Crespo, Chris Curreri, Björn Dahlem, Thomas Demand, Braco Dimitrijević, Claire Fontaine, FORT, Robert Filliou, Bernard Frize, Patrycja German, Jochen Gerz, Rachel Goodyear, Henriette Grahnert, Katharina Grosse, Wade Guyton, Hans Haacke, Dan Halter, Raymond Hains, David Hepp, Georg Herold, Ane Mette Hol, Judith Hopf, Sabine Hornig, Marguerite Humeau, Leiko Ikemura, Christian Jankowski, Sven Johne, Donald Judd, Šejla Kamerić, Franziska Keller, Ellsworth Kelly, Felix Kiessling, Kapwani Kiwanga, Ola Kolehmainen, Abdoulaye Konaté, Karsten Konrad, Kitty Kraus, Alicja Kwade, Thomas Lehnerer, Simon Lewis, Thomas Locher, Richard Long, Marie Lund, Daniel Maier-Reimer, Achim Manz, Christian Marclay, Mateo Maté, Justin Matherly, Gordon Matta-Clark, John McCracken, Olaf Metzel, Horst Müller, Jussi Niva, Ahmet Ögüt, Catherine Opie, Tatsumi Orimoto, Peter Piller, Agnieszka Polska, Charlotte Posenenske, Puppies Puppies, Julian Röder, Reiner Ruthenbeck, Michael Sailstorfer, Takako Saito, Fred Sandback, Karin Sander, Norbert Schwontkowski, Richard Serra, Chiharu Shiota, Santiago Sierra & Julius von Bismarck, Daniel Spoerri, Walter Swennen, André Thomkins, Jean Tinguely, Barthélémy Toguo, Wu Tsang, Günter Umberg, Kaari Upson, Marianna Uutinen, Jorinde Voigt, Jeff Wall, Wim Wenders, Guido van der Werve, Stefan Wissel, Erwin Wurm, Nil Yalter und Tobias Zielony.

Beteiligte Sammlungen

Art Collection Telekom, Art’Us Collectors’ Collective, Nachlass Irmgard Gaertner-Fichtner, Sammlung Karl Gerstner, Sammlung Haus N, Sammlung Karin und Uwe Hollweg, Collection of R F Jefferies, Sammlung von Kelterborn, Sammlung Lafrenz, Miettinen Collection, Sammlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Sammlung Norddeutsche Landesbank, Sammlung Ridder, Sammlung Maria und Walter Schnepel, Sammlung Wolfgang Schoppmann, Sammlung Alexander Schröder, Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann, Sammlung Christian Kaspar Schwarm, Sammlung Brigitte und Udo Seinsoth, Sammlung Dominic und Cordula Sohst-Brennenstuhl, Spiegelberger Stiftung, Sammlung Reydan Weiss, Sammlung Weserburg Museum für moderne Kunst und Zentrum für Künstlerpublikationen, Sammlung Ivo Wessel sowie Leihgaben verschiedener Künstler*innen.

Fokus: Kapwani Kiwanga

Kapwani Kiwanga, Glow 8, 2019, Courtesy Galerie Tanja Wagner, Foto: Tobias Hübel © VG Bild-Kunst Bonn, 2021

Mit Glow und Greenbook präsentiert die Weserburg bis Anfang Juni zwei Werkgruppen der kanadischen Künstlerin Kapwani Kiwanga (geboren 1978 in Hamilton, Kanada, lebt in Paris). Glow, eine Skulptur aus schwarzem Marmor und LED-Leuchte bezieht sich z.B. auf das „Laternen-Gesetz“, das 1713 in New York in Kraft trat. Es bestimmte, dass schwarze oder indigene Sklaven nach Einbruch der Dunkelheit nur mit einer Laterne oder in Begleitung die Straßen betreten durften.

Die unterschiedlichen Blätter aus der Serie Greenbook entstammen dem Negro Motorist Green Book von 1961 – ein Reiseführer, der zwischen 1936 und 1966 jährlich erschien und die Orte in den USA aufführte, die als sicher für farbige Autofahrer*innen galten. Kiwanga löscht alle Namen aus den historischen Listen, fokussiert die Adressen und Staaten und legt damit ein Navigationssystem offen, das der strukturellen Unterdrückung der Farbigen eine selbstbestimmte, subversive Alternative entgegensetzt. Die Präsentation ist Teil der Ausstellung So wie wir sind 2.0.

Das Projekt ist Teil von Kanadas Kulturprogramm als Ehrengast der
Frankfurter Buchmesse 2020. Es wird unterstützt durch das
Canada Council for the Arts und die Regierung von Kanada.

Ein Kooperationsprojekt des jazzahead! Festvials (17. – 26. April 2020) mit dem Partnerland Kanada. Weitere Informationen unter jazzahead.de

Fokus: Franziska Keller

Franziska Keller, ohne Titel, 2018, Foto: Caspar Sessler
Franziska Keller, Haltung 4, 2016, Foto: Caspar Sessler

27. Juni bis 1. November 2020

Goldschimmernde Rettungsdecken, ein feingliedriger Wäschetrockner oder aufeinandergeschichtetes Papier – Franziska Keller nutzt für ihre Werke vertraute, bisweilen banal erscheinende Materialen, die sie in überraschende Konstellationen überführt. So entstehen Skulpturen und raumgreifende Installationen, die trotz oder gerade wegen ihrer Konzentration aufs Wesentlichste überzeugen. Die Weserburg Museum für moderne Kunst präsentiert drei neue, bzw. neu adaptierte Werke, mit denen Franziska Keller auf das Ausstellungsareal im Dachgeschoss des Museums mit seinem spitz zulaufenden Giebel reagiert.

Gleich im Eingangsbereich hängen in Streifen geschnittene Rettungsdecken von der Decke herab. Die nüchterne Anordnung in einem klar bemessenen dreieckigen Feld steht im Kontrast zu den goldenen Streifen, die zu Hunderten über den Köpfen der Besucher*innen hängen und jede kleinste Bewegung im Raum aufnehmen, dabei zum spielerischen Durchschreiten und Betrachten von allen Seiten einladen. Die Künstlerin verbindet hier gekonnt analytische Strenge mit poetischer Leichtigkeit, minimalistische Anmutung mit einem skurrilem Eigenleben der Dinge.

So auch bei den anderen beiden Werken. Ein englischer Wäschetrockner dient als fragiles Gestell für eine mehrere Meter lange Papierbahn, die in geschwungener Wellenform den Raum durchmisst. Im hinteren Raumbereich fixieren dagegen drei überlange schwarze Ständer zahllose Papierstreifen an der Wand. Franziska Kellers Werkauswahl für die Weserburg inszeniert die Materialeigenschaften der Dinge – hängen, lehnen, liegen. Der Ausstellungsraum wird so zur Bühne, auf der sich die Kunst wie von selbst ereignet.

Das Verhältnis von Objekt, Raum und Betrachter*in spielt in nahezu allen Werken der Künstlerin eine grundlegende Rolle. Die formale Strenge, wie sie für die frühen Positionen der amerikanischen Minimal Art charakteristisch ist, wird von ihr immer wieder aufgelöst und auf besondere Weise verlebendigt. Gerade im Vergleich mit historischen Positionen wie Charlotte Posenenske oder Reiner Ruthenbeck, die ebenfalls mit Werken in der Weserburg vertreten sind, hat Franziska Keller in den vergangenen Jahren eine ganz eigene künstlerische Handschrift entwickelt.

Dank für die Unterstützung bei Konzeption und Umsetzung an Markus Weber

Zur Künstlerin

Franziska Keller (*1972 in Flensburg) lebt und arbeitet in Bremen. Ihre Werke wurden 2013 im Rahmen der Meisterschüler*innen-Ausstellung erstmals in der Weserburg vorgestellt und mit dem Karin Hollweg Preis prämiert. Neben Einzelausstellungen 2014 im Paula Modersohn-Becker Museum und 2018 im Projektraum Eichenhof in Worpswede hatte sie zahlreiche weitere Ausstellungsbeteiligungen.

Katalog

2020 ist das Künstler*innenbuch „be-zeichnet“ bei nomen nominandum buch in Bremen erschienen, das Franziska Keller gemeinsam mit Katharina Groth und Kornelia Hoffmann entwickelt hat. Die Publikation ist im Museumshop der Weserburg erhältlich: Franziska Keller. be-zeichnet. Preis: 24 Euro, Exemplare 1-30 mit einem signierten Original jeweils 110 Euro.

Weitere Informationen und Online-Bestellungen unter: www.nn-buch.de

Pressestimmen

So wie wir sind 2.0 präsentiert sich so frisch, so aufregend anders, dass selbst Kunstmuffel ihre Miesepetrigkeit verlieren.“ (Nordsee-Zeitung)

„Eine abwechslungsreiche, leicht zugängliche Ausstellung, für die man sich Zeit nehmen sollte.“ (Weser-Kurier)

„De Vries und Clauß gelingt weitgehend, was sie bieten wollen: eine Kunst, die uns angeht, weil sie von unseren Konflikten erzählt. […] Ob Fanal für die bunte Freiheit vieler Lebensentwürfe oder Denkmal für den zur Neige gehenden fossilen Brennstoff – Kunst soll von Belang sein, uns helfen. Diese Botschaft kommt eindringlich aus der Weserburg.“ (NOZ)

„Schlaglichter auf jüngere und jüngste Entwicklungen der Kunst.“ (Radio Bremen Zwei)

„Wenn man bedenkt, wie oft man in Museen kommt, die alle Variationen des immer Gleichen zeigen, […] da ist das Profil der Weserburg sehr viel origineller.“ (Radio Bremen Zwei)

Angebote für Schulen

Bremen Quartier e.V. - "Was Bilder erzählen" - Foto: Frank Pusch

Führung Schulklassen und Kitas

40,– Euro, 60 Minuten
60,– Euro, 90 Minuten mit Praxisanteil

Für Schulklassen wurden spezielle Führungen entwickelt, auf
Anfrage mit Themenschwerpunkten:

1. Ich, Du, Wir. Körper und Identität
2. Das Flüstern der Dinge. Alltag und Poesie in der Kunst
3. Landschaft im Blick. Stadt, Natur und andere Ansichten
4. Objekt oder Malerei? Gegenständlich oder abstrakt?

Der Eintritt für Schulklassen ist frei.
Die Führungen können kostenpflichtig hinzugebucht werden.
Eine Anmeldung ist erforderlich.

Informationen und Anmeldung unter +49 (0)421-59839-0, info@weserburg.de

 

Informationsveranstaltungen für Lehrer*innen

Kunst im Dialog: Ich, Du, Wir. Körper und Identität
Donnerstag, der 20.2.2020, 17-18 Uhr, kostenfrei
Anmeldung erforderlich bis Dienstag, den 18.2.2020

Objekt oder Malerei? Gegenständlich oder abstrakt?
Donnerstag, der 27.2.2020, 17-18 Uhr, kostenfrei
Anmeldung erforderlich bis Dienstag, den 25.2.2020

Die Informationsveranstaltungen geben Einblick in das kuratorische Konzept und stellen zur Diskussion, was darüber zur Sprache kommt.

Informationen und Anmeldung unter +49 (0)421-59839-0, info@weserburg.de

 

Verhaltensregeln für Schulklassen

Verhaltensregeln für Schulklassen

Führungen buchen

Besonderes Sommer-Angebot im Juli und August:
80,- Euro inkl. Eintritt, Gruppen bis zu 10 Personen

Informationen und Anmeldung unter +49 (0)421-59839-0, info@weserburg.de