Künstlerräume

04.02.2017 - 28.05.2017

Die Weserburg präsentiert in einer spannungsreichen Abfolge zum vierten Mal neue Künstlerräume. Selbstbewusst stellen die Künstlerinnen und Künstler ihre Werke und Konzepte zur Debatte. Die Ausstellung gibt damit einen Einblick in die Vielfalt und Qualität künstlerischer Produktion heute, welche sich eindrucksvoll in den Sammlungen der Weserburg abbilden. Gerade in den dabei zu Tage tretenden Unterschieden, Widersprüchen und Entgegnungen reagieren die Künstlerräume der Weserburg auf die Komplexität heutiger Welterfahrung. Mehrere ausgewählte Räume sind von den Künstlerinnen und Künstlern speziell für diese Ausstellung eingerichtet worden und können als beeindruckende Installationen nur hier vor Ort gesehen werden.

Markus Sixay präsentiert ganz plastisch, worum es in der heutigen Lebenswelt fast immer geht. Er füllt einen Raum mit amerikanischen Dollarnoten. Dieser Haufen Geld reizt das Verlangen, ihn zu berühren oder gar wie Dagobert Duck in ihn einzutauchen. Doch führt er in ironischer Überspitzung gleichzeitig vor, dass der Reichtum auch nur aus Papier besteht und ziemlich viel Imagination verlangt, um glamourös zu erscheinen, zumal es sich bei genauerem Betrachten um „künstlerische Blüten“ handelt.

 

Gregor Gaida bringt drei Hunde ins Museum. Seine auf den ersten Blick verstörend lebensechten Skulpturen fangen Körperlichkeit, Größe und Bewegung der Tiere in naturalistischer Präzision ein, stellen aber mit Ausschnitten und unvollendeten Gliedmaßen gleichzeitig die Erwartung der Betrachter auf eine Probe. Es braucht einige Momente, bis man erkennt, wie die Skulpturen die Beobachtung dynamisieren und auf ihre Materialität und den Schaffensprozess lenken.

Im direkten Kontrast dazu stehen die Arbeiten der britischen Künstlerin Fiona Banner. Seit den 1990er Jahren nimmt sie in verschiedenen Kontexten und Werkgruppen immer wieder auf literarische Texte, Filme und auch besondere historische Konstellationen Bezug – Form und Material, Objekt und Sprache, Oberfläche und Bildcharakter werden dabei spannungsvoll in Beziehung gesetzt. Zu sehen sind in der Weserburg etwa eine überlebensgroße Zeichnung von Marlon Brando in seiner Rolle als Colonel Kurtz aus Apocalypse now oder aber die Gestalt eines Kampfjets als Neonarbeit.

Mit einem neuen, für die Ausstellung in der Weserburg geschaffenen Werk wartet der Raum von Secundino Hernàndez auf. Der spanische Künstler arbeitet großflächig, aber mit feinster Pinselführung. Während seine Arbeiten aus den frühen 2010er-Jahren mit starken farbigen Effekten und einer fast dialogisch zu nennenden Nähe zu Vorbildern wie Albert Oehlen aufwarten, inszenieren die jüngsten Werke reduzierte Abstraktionen in Schattierungen von Weiß, Schwarz und Grau.

Ein weiterer Raum ist dem kürzlich verstorbenen Künstler Reiner Ruthenbeck gewidmet. Seine aufs Wesentlichste reduzierten, oftmals raumbezogenen Skulpturen haben einen ganz eigenen Stellenwert, auch wenn sie in ihrer konzeptuellen Strenge und materiellen Beschaffenheit der Minimal Art und Arte Povera nahe stehen. Eine Gruppe früher Arbeiten, darunter „Hängende Glasplatte 1“ und „Weißes Banddreick und Metallstab“, thematisiert auf faszinierende Weise grundlegende Aspekte skulpturalen Arbeitens und stellt damit augenfällig die Relevanz und fortwährende Aktualität von Ruthenbecks künstlerischem Werk unter Beweis.

Künstlerinnen und Künstler

Joachim Bandau, Fiona Banner, Koen van den Broek, Reinhold Budde, Mat Collishaw, Gregor Gaida, Secundino Hernández, Gary Hill, Alicja Kwade, Marcin Maciejowski, Bjørn Melhus/Yves Netzhammer, Erich Reusch, Julian Röder, Reiner Ruthenbeck, Norbert Schwontkowski, Markus Sixay.