Paint it blue

Werke aus der ACT Art Collection / Siegfried Loch

11.03.2007 - 28.05.2007

Seit Jahren entsteht innerhalb der Act Art Collection des Münchner Jazz Produzenten Siegfried Loch ein ganz besonderer Sammlungsschwerpunkt. Seit dem Erwerb eines Bildes von Ernst Wilhelm Nay mit dem Titel „Blauklang“ hat sich der Sammler in immer intensiverer Weise dem Thema der Farbe Blau gewidmet. So ist über die Jahre eine thematisch gebundene Sammlung entstanden, die mit Werken herausragender Künstler unserer Zeit das Faszinosum der Farbe Blau umkreist.

Die Farbe Blau hat in der Geschichte der Kunst und Literatur von jeher eine ganz besondere Rolle gespielt. Die poetische Dimension des unendlichen Raumes hat sich immer schon im Azur, in der Immaterialität des Himmels gespiegelt. „Je tiefer das Blau“, formuliert Kandinsky in seinem bahnbrechenden Aufsatz „Über das Geistige in der Kunst“, „desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem. Es ist die Farbe des Himmels, so wie wir ihn uns vorstellen bei dem Klang des Wortes Himmel.“ Von der Blauen Grotte und der blauen Blume der Romantik bei Novalis bis zum I.K.B., dem International Klein Blue hat sich mit der Farbe Blau immer der grenzenlose Blick verbunden. „Zuerst ist Nichts, dann tiefes Nichts und schließlich blaue Tiefe“ heißt es bei Gaston Bachelard.

Es ist also kein blaues Wunder, dass die Farbe Blau auch für Künstler unserer Zeit nichts von ihrem Reiz, ihrer Kraft und ihrer Verführung verloren hat, wenn es darum geht, das Panorama der menschlichen Existenz auszumessen. Und nicht von ungefähr erklingt in der Tiefe des Blues und der grenzenlosen Weite des Jazz die blue note. Hier schließt sich der Kreis. Denn seit dem Beginn der Moderne haben bildende Künstler in der Musik die Avantgarde einer wirklichen Kunst ausgemacht: „Ich beneide Sie sehr“, schreibt Kandinsky an Schönberg, „wie unendlich gut … haben es die Musiker in ihrer so weit gekommenen Kunst, … die das Glück schon besitzt, auf reinpraktische Zwecke vollkommen zu verzichten. Wie lange wird wohl die Malerei noch darauf warten müssen?“

Siegfried Loch hat als Kunstsammler und Jazz-Produzent immer wieder Brücken geschlagen zwischen Musik und bildender Kunst. So hat er zahlreiche Musiker dazu inspiriert, Kompositionen zu Bildern seiner Sammlung zu schreiben und nicht selten solche Werke für seine Sammlung ausgewählt, die den Dialog zwischen Musik und Kunst spiegeln. Viele dieser Werke, beispielsweise von Georg Baselitz, Thomas Demand, Olav Christopher Jenssen, Imi Knoebel, Jonathan Lasker, Martin Noel, Gerhard Richter oder Jerry Zeniuk finden sich darüber hinaus als Cover auf den Jazz-CD’s der ACT Music + Vision.

Unter dem Titel „Paint it blue“ wird die Weserburg, Europas erstes Sammlermuseum, diese ganz besonderen Aspekte – wie sie in dieser Weise nur in einer Privatsammlung fokussiert werden können – in einer umfassenden Ausstellung vorstellen. Außerdem zeigt die Weserburg in der Ausstellung „Love of my Life“ Fotografien von Siegfried Loch, in denen er seine Begegnungen mit den großen Künstlern der Musikszene der letzten 50 Jahre mit der Kamera festgehalten hat.