So wie wir sind
Mit insgesamt über 200 Werken von 100 Künstler*innen und -gruppen aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten gibt es in der Sammlungsausstellung So wie wir sind jede Menge Entdeckungen zu machen. Themenareale und Künstler*innenräume formulieren auf 2.500qm eine Vielzahl unterschiedlicher Setzungen von den 1960er Jahren bis heute.
So gibt es Räume zu politischen, kontemplativen oder menschlich überformten Landschaften, zu Deutschlandbildern, zur Liebe mit all ihren Klischees, zu geschlechtlichen wie kulturellen Identitäten, zum öffentlichen Raum, aber auch zum Konzept Malerei, zur vertikalen Form oder der Vielfalt des Schwarzen. Künstler*innenräume zu Mel Chin, Anna Ehrenstein, Isa Genzken, Norbert Schwontkowski und Sibylle Springer stellen unterschiedliche künstlerische Ansätze konzentriert vor. Kunsthistorische Fragestellungen stehen damit ebenso im Fokus wie gesellschaftspolitische Diskurse. Als verbindender roter Faden zieht sich das Potential von Kunst durch die Ausstellung, widerständige Sichtweisen auf das Bekannte zu entwickeln, überraschende Perspektiven auf das einzunehmen, was uns alle verbindet, und so spannende, ungewöhnliche, kluge, humorvolle, poetische oder schonungslose Grundlagen anzubieten, um sich den großen Fragen unserer Zeit über die Kunst anzunähern.
„Eine Ausstellung für alle, die Kunst lieben oder jetzt damit anfangen wollen.“ Weser- Kurier
Ausstellung auf Ebenen 1 und 2
Kuratiert von Ingo Clauß und Janneke de Vries
Lebendige Sammlungspräsentation
So wie wir sind ist als lebendige Sammlungspräsentation angelegt, die regelmäßig variiert wird. Kunstwerke kommen von Zeit zu Zeit neu hinzu, wechseln ihren Ort oder verschwinden, Werkkonstellationen werden durchmischt, Themenareale überarbeitet und neue Künstler*innenräume geschaffen – in einer Form, die kritische Befragung und entdeckungsfreudigen Wandel zum Prinzip erhebt. Um dieser Idee zukünftig noch besser Rechnung zu tragen, weichen die großen, jährlichen Wechsel, die das Format seit 2019 bis hierher bestimmt haben, zukünftig kleineren oder größeren Veränderungen, die sich fortlaufend vollziehen werden. Auf diese Weise bleibt die Sammlungspräsentation als solche durchgängig für das Publikum zugänglich und bietet zugleich auch für Mehrfachbesucher*innen immer wieder neue Kunsterlebnisse.
Grundlage für So wie wir sind bilden Leihgaben von über 30 internationalen Privat- und Unternehmens-sammlungen, die eng mit der Weserburg verbunden sind, sowie ergänzende Leihgaben von Künstler*innen und Galerien und Werke aus dem eigenen Bestand.
„Was 2019 als Neuausrichtung und Experiment an den Start ging, hat sich in den vergangenen vier Jahren als erfolgreiches Format für die Weserburg Museum für moderne Kunst etabliert. Seit Einführung von So wie wir sind in 2019 können wir eine Verdopplung der mit dem Haus kooperierenden Sammlungen verzeichnen. Das ist nicht nur eine wunderbare Bestätigung unseres eingeschlagenen Wegs, sondern auch eine Zukunftssicherung für die Weserburg als Sammler*innenmuseum in und für Bremen.“ Janneke de Vries, Direktorin
Fokus: Sibylle Springer
Die Arbeiten von Sibylle Springer (*1975 in Münster) zeichnen sich durch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte aus. Mit kritischem Blick hinterfragt sie die männlich dominierte Tradition der Malerei und rückt vergessene oder marginalisierte Künstlerinnen ins Zentrum. Sie zitiert Gemälde aus früheren Jahrhunderten, überträgt sie in ihre eigene Bildsprache und befragt die historischen Vorläuferinnen aus einer dezidiert zeitgenössischen Perspektive.
Für die Weserburg hat Springer eine raumgreifende Teppichinstallation geschaffen, die ihre malerische Präzision in das Medium Textil überträgt. Die Arbeit nimmt ein Detail aus einem Blumenstillleben der niederländischen Malerin Rachel Ruysch (1664–1750) auf: eine Blüte mit Fliege, stark vergrößert und perspektivisch verzerrt. Diese Transformation schafft ein zeitgenössisches „Vanitas-Motiv“, das nur aus bestimmten Blickwinkeln erkennbar ist, und macht zugleich das Werk einer lange übersehenen Künstlerin sichtbar.
Springers Arbeiten, wie auch die Installation fly, leisten einen wichtigen Beitrag zur Revision und Neubewertung kunsthistorischer Narrative. Sie zeigen eindrucksvoll, wie sich Traditionen aus einer eigenständigen künstlerischen Position hinterfragen und neu denken lassen. Die Realisierung des Kunstwerks wurde durch die Museumsfreunde Weserburg und die ARTHENA FOUNDATION ermöglicht, mit Unterstützung der Hamburger Kunsthalle.
Fokus: Norbert Schwontkowski
2019 gelangten rund 210 Einzelwerke von Norbert Schwontkowski (geb. 1949 in Blumenthal, gest. 2013 in Bremen) aus der Sammlung Brigitte und Udo Seinsoth dauerhaft in die Weserburg Museum für moderne Kunst. Seither ist ein Künstlerraum zu Norbert Schwontkowski fester Bestandteil des Ausstellungsformats So wie wir sind. Die Werkauswahl und deren inhaltliche Gewichtung werden dabei in regelmäßigen Abständen variiert.
Es gibt einige wiederkehrende Motive bei Norbert Schwontkowski. Eines davon ist der menschliche Kopf, der sich in allen Zeiten und in unterschiedlichsten Ausformungen durch seine Arbeiten zieht. Entsprechend fokussiert sich diesmal der Künstlerraum in der Weserburg auf dieses Motiv und spielt es anhand von Gemälden, Grafiken und bildhauerischen Werken durch. Der Hauptbestandteil der Werke stammt aus der Sammlung Seinsoth und wird ergänzt mit Arbeiten aus der Sammlung der Städtischen Galerie Bremen und einem Gemälde aus der Sammlung Pitrowski-Rönitz.
Frühere Versionen der Schwontkowski-Künstlerräume aus den Ausstellungen So wie wir sind 2.0 und 3.0 sind über virtuelle 360 Grad-Rundgänge erlebbar und dort mit zusätzlichen Informationen hinterlegt: Zum virtuellen Showroom
Künstler*innen
Nevin Aladağ, Francis Alÿs, Tamina Amadyar, Carl Andre, Kader Attia, Phyllida Barlow, Hicham Berrada, Julius von Bismarck, Patrick Bongoy, Geta Brătescu, Rahel Bruns, Angela Bulloch, Miriam Cahn, Louis Cane, Claudia Christoffel, Claire Fontaine, Mel Chin & GALA Committee, William N. Copley, Paul Czerlitzki, Jeremy Deller, Braco Dimitrijević, Marcel Duchamp, Anna Ehrenstein, Ólafur Elíasson, Iran do Espírito Santo, Jan-Paul Evers, Larissa Fassler, Valérie Favre, Kasia Fudakowski, Simon Fujiwara, Isa Genzken, Terike Haapoja, Petrit Halilaj, Toulu Hassani, Mona Hatoum, Lena Henke, David Hepp, David Hockney, Sabine Hornig, Nadira Husain, Mauricio Kagel, Šejla Kamerić, On Kawara, Ellsworth Kelly, Kitty Kraus, Alicja Kwade, Zoe Leonard, Ghislaine Leung, Via Lewandowsky, John McCracken, Michaela Melián, Tracey Moffat, Horst Müller, Juan Muñoz, Jean-Luc Mylayne, Ruben Ochoa, Ahmet Öğüt, Murat Önen, Roman Ondak, Paul Pfarr, Claudia Piepenbrock, Charlotte Posenenske, Bettina Pousttchi, Laure Prouvost, Ariel Reichman, Anys Reimann, Tim Reinecke, Aurora Reinhard, Pipilotti Rist, LaRissa Rogers, Fred Sandback, Karin Sander, Norbert Schwontkowski, Ul Seo, Paul Mpagi Sepuya, Richard Serra, Qui Shihua, Santiago Sierra, Marianna Simnett, Andreas Slominski, Daniel Spoerri, Sibylle Springer, Elaine Sturtevant, Mari Sunna, Iiu Susiraja, Walter Swennen, Joëlle Tuerlinckx, Gavin Turk, Anna Uddenberg, Ulay, Mariana Vassileva, Jorinde Voigt, Kara Walker, Franz Erhard Walther, Andy Warhol, Grace Weaver, Claudia Wieser, Cathy Wilkes, Sonja Yakovleva, Nil Yalter, Catherine Yass, Heimo Zobernig
Beteiligte Sammlungen
Arndt Collection, Art Collection Telekom, Art’Us Collectors’ Collective, Sammlung Freie und Hansestadt Bremen/Städtische Galerie Bremen, Sammlung Gräfling, Sammlung Haubrok, Collection of Ryan Jefferies, Sammlung Haus N, Sammlung von Kelterborn, Sammlung Lafrenz, Sammlung NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Miettinen Collection, Family Collection Pitrowski-Rönitz, Leihgabe Isolde Pfarr-von Dreden, Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann, Sammlung Brigitte und Udo Seinsoth, Sammlung Gerhard und Elisabeth Sohst, Sammlung Dominic und Cordula Sohst-Brennenstuhl, Sammlung Boner & Spiegelberger Stiftung, Sammlung Stadler, SÛ Collection, Sammlung Reydan Weiss, Sammlung Wemhöner, Sammlung Ivo Wessel, Sammlung Weserburg Museum für moderne Kunst sowie zahlreiche Leihgeber*innen, die ungenannt bleiben möchten.
Führungen buchen
Unser geschultes Personal führt Sie durch die Ausstellung, auf Wunsch auch zu speziellen Themen, in deutscher und englischer Sprache.
1. Highlights der Ausstellung
85 Euro zzgl. Eintritt
Maximal 25 Personen pro Führung (50 Minuten)
Eine Anmeldung ist erforderlich!
2. Shooters Tour
Ein Hauch von Hollywood in Bremen: Die Shooter’s Bar in der Weserburg verbindet Kunst und Popkultur auf einzigartige Weise. Ursprünglich ein Filmset der erfolgreichen US-Serie Melrose Place aus den 1990er Jahren, ist sie heute beides zugleich: Kunstwerk und stilvolle Bar für besondere Momente. In den Staffeln 4 und 5 integrierten Mel Chin und das GALA Committee gesellschaftskritische Kunstwerke in US-Serie. Neben der Shooter’s Bar waren dies zahlreiche Requisiten, von denen heute ausgewählte Stücke in der Weserburg zu sehen sind.
Die Shooters Tour bietet einen vergnüglichen Rundgang durch die Weserburg und präsentiert ausgewählte Highlights der Sammlung. Nach der kurzweiligen Führung geht es in die Shooter’s Bar, wo Sie bei einem Cocktail spannende Geschichten rund um die Bar erfahren und genügend Zeit für gemeinsame Gespräche haben.
95 Euro zzgl. 12 Euro/p.P. (Eintritt und Cocktail)
5 bis max. 20 Personen (Führung 40 Minuten / insgesamt 90 Minuten)
Eine Anmeldung ist erforderlich!
Informationen und Buchungsanfragen
Weserburg Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
Germany
Bürozeiten:
Montag bis Donnerstag, 9 bis 16 Uhr
Freitag, 9 bis 15 Uhr
+49 (0)421 59839-0
info@weserburg.de
Angebote Schulen
Für Schulklassen werden verschiedene Führungen mit und ohne Praxisanteil angeboten, auf Anfrage mit Themenschwerpunkten:
60 Minuten (55 Euro)
90 Minuten mit Praxisanteil (80 Euro)
1. Entdeckungstour: Highlights der Ausstellung
In einem spannungsreichen Nebeneinander von Malerei, Fotografie, Objekt- und Installationskunst können die Schüler*innen Gegenwartskunst erleben und gemeinsam den multiperspektivischen Blick auf Themen wie Ver-rückter Alltag, Deutschlandbilder oder Kulturelle Identitäten erproben.
Überblicksführung für Primarstufe, Sek I und Sek II: 60 Minuten
2. Menschenbilder und Diversität
Was ist typisch Mensch? Welche Rolle spielt dabei Normalsein? Werke verschiedener Künstler*innen in der Ausstellung So wie wir sind zeigen Porträts und Körperdarstellungen, die die Vielfalt des Menschseins spiegeln. Gleichzeitig hinterfragen sie aber auch kritisch das Denken in Stereotypen und reflektieren die Betonung des Weißseins im Kanon der Kunstgeschichte. In dem Projekt können sich die Schüler*innen praktisch sowohl mit Zeichnung, Malerei, Fotografie, Collage oder Druck als auch mit Bildrecherche, dem Sammeln und (Ein-)Ordnen beschäftigen. Was bedeutet Diversität in den Augen der Schüler*innen? Wie können ihre Ideen mit künstlerischen kreativen Mitteln umgesetzt werden?
Führung mit Praxisanteil für Sek I und Sek II: 90 Minuten
3. German Dream. Die Geschichte geht weiter oder was bringt die Zukunft?
Was ist Deutschland heute? Wie wollen wir als Gesellschaft zusammenleben? Was sind und wie formen sich nationale und andere kollektive Identitäten? Die bildende Kunst hat seit jeher die Themen der eigenen Zeit aufgenommen und gespiegelt. In diesem Projektangebot beobachten, dokumentieren, analysieren, erfinden und gestalten die Schüler*innen eigene öffentliche Rituale, Zeremonien und soziale Praktiken, die dazu dienen sollen kollektive Identitäten zu schaffen mit Blick auf Traditionen, Realitäten, Geschichte, Klischees oder gesellschaftliche Diskurse. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Frage, was uns verbinden könnte – politisch, ideologisch oder religiös? Mit den Mitteln der Kunst unterschiedliche Zukunftsszenarien durchspielen und sich für das Gemeinsame in der Vielfalt stark zumachen angesichts der Probleme unserer Gegenwart. In diesem Projekt gestalten wir Zukunft anders; neu und werden zu Zeitreisende in allen Farben und Formen, mit allen Materialien und Techniken.
Führung mit Praxisanteil für Sek I und Sek II
4. Mein Comic für die Kunst
„Was will mir das Kunstwerk sagen?“ Die Kunstwerke im Museum senden Nachrichten und Geschichten an uns. In diesem Projekt geht es darum, die Geschichten mit Neugier und Fantasie aufzugreifen und eigene Ideen als Antwort zuzulassen. Der von dem renommierten Zeichner Max Baltinger gestaltete Weserburg-Comic zeigt den Schüler*innen, wie wir zeichnerisch eine Erzählung zu den Kunstwerken (er-)finden können. Die Schüler*innen entwickeln im Projektverlauf eigene Comics zu ausgewählten Kunstwerken in der Ausstellung So wie wir sind, die eine Sammlung humorvoller, überraschender oder verrückter Sichtweisen auf die Welt der Kunst eröffnen. Die Schüler*innen lernen verschiedene kreative Prozesse und Kunstkonzepte kennen. Dabei soll es v.a. um den multiperspektivischen Blick und das selbstbestimmte Arbeiten zu Kunstwerken gehen.
Führung mit Praxisanteil für Primarstufe, Sek I und Sek II: 90 Minuten
5. Farbe, Fläche und Zeichen – Neue Formen der Malerei
Licht, Muster, Oberfläche, Pigment und Struktur – der Blick auf die Welt hat mehr als nur zwei Dimensionen. Die Malerei der Gegenwartskunst berührt unser Inneres wie unser Äußeres. Die Schüler*innen experimentieren in der Kunstwerkstatt mit unterschiedlichen Materialien und erfahren, dass Malerei mehr sein kann als nur Farbe mit Pinsel auf Leinwand. Wie bunt ist einfarbig? Und können uns Bilder in Schwarz-Weiß genauso faszinieren wie bunte Bilder? Welche Rolle spielt dabei das Licht oder das Format? Was ist ein Bildausschnitt und welche Bedeutung hat eine Fläche oder eine Linie? Vor abstrakten und gegenständlichen Gemälden gehen die Schüler*innen diesen Fragen auf den Grund. So lernen sie die verschiedenen Spielarten zeitgenössischer künstlerischer Auseinandersetzungen mit Malerei kennen.
Führung mit Praxisanteil für Primarstufe, Sek I und Sek II: 90 Minuten
Informationen und Buchungsanfragen
Weserburg Museum für moderne Kunst
Teerhof 20, 28199 Bremen
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Bürozeiten:
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Comic zur Ausstellung
Der Comic kann im Online-Shop der Weserburg bestellt werden. Preis: 2,50 Euro