Michael Sailstorfer

Michael Sailstorfer, T 72 (sand), 2008, Sammlung Haus N, Foto: Björn Behrens, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Michael Sailstorfer, T 72 (sand), 2008, Sammlung Haus N, Foto: Björn Behrens, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

bis 4. April 2021, täglich 10 bis 20 Uhr

Mitten im Erdgeschoss des Museums steht die Attrappe eines Panzers. Die Nachbildung folgt dem T72, ein sowjetisches Modell, das seit 1972 produziert und bis heute in modernisierter Fassung weltweit eingesetzt wird. Die Skulptur von Michael Sailstorfer kann während der Corona-bedingten Schließung des Museums von außen durch eine Fensterscheibe betrachtet werden.

Was auf den ersten Blick groß und bedrohlich wirkt, entpuppt sich schnell als aufblasbares Modell. Vergleichbare Objekte, zum Teil mit weiteren technischen Gerätschaften ausgestattet, wurden und werden tatsächlich in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt, um strategische Vorteile zu erzielen.

Im Ausstellungsraum der Weserburg sorgt ein Gebläse dafür, dass der Panzer in wechselnder Folge zunächst bis zur vollständigen Größe anwächst. Daraufhin erschlafft er wieder und auch das Kanonenrohr fällt langsam in sich zusammen. Der Kampfpanzer als ein Zeichen militärischer Potenz verkehrt sich hier in ein eigentümliches Gegenbild, das nicht frei von Komik ist. Er kann aber auch ganz anders erlebt und betrachtet werden.

In den vergangen Jahren sind viele Menschen nach Deutschland gekommen, die angsterfüllte, mitunter traumatisierende Erfahrungen mit militärischem Gerät machen mussten. Was für die meisten nur medial vermittelt in Nachrichten, Dokumentationen oder Spielfilmen erlebt wird, ist immer öfter mit persönlichen Erinnerungen verbunden. In Bremen sind zudem zahlreiche Konzerne aktiv, die zumindest einen Teil ihres Umsatzes mit Rüstungsgütern erzielen, wie etwa Atlas Elektronik, OHB, Lürssen Werft, Rheinmetall Defence Electronics oder EADS Airbus. Vor diesem Hintergrund erhält die Skulptur vielschichtige Lesarten.

Zum Künstler

Michael Sailstorfer (*1979 im niederbayrischen Velden/Vils) gehört zu den bekanntesten deutschen Künstlern seiner Generation. Viele seiner zumeist skulpturalen Werke entstehen in der Auseinandersetzung mit und Umdeutung von alltäglichen Gegenständen. Es sind verblüffende, mitunter skurrile und nicht zuletzt humorvolle Anordnungen und Objekte: Etwa eine Straßenlaterne als Sternschnuppe, riesenhafte Zahn- oder Ohrenskulpturen aus Steinsalz, LKW-Schläuche, die zu Wolken-Formationen verknotet werden, oder Schlagzeuge aus alten Polizeiautos.

Weitere Infos unter http://sailstorfer.de/