Trust Women
Andrea Bowers im Kontext feministischer Kunst
Vortrag von Dr. Astrid Mania
Die Kunstgeschichte ist keine starre Ahnentafel. Sie ist auch mehr als ein Netzwerk aus Künstler*innen, wozu manche sie in unseren neoliberalen Zeiten gern erklären. Festgeschrieben ist sie keinesfalls. Sie wird vielmehr beständig erweitert, auch um außerkünstlerische und vergangene Positionen.
Frauen fordern ihren Platz in dieser Erzählung mit Nachdruck erst seit den 1970er Jahren ein. Natürlich gab es in immer auch Künstlerinnen, häufig, wenn überhaupt erwähnt, als „Ausnahmefrauen“ tituliert. Auf welche Mütter und Großmütter, auf welche Strukturen hätte sich die Generation um 1970 beziehen können? Sie musste selbst tätig werden. Also gründeten die Künstlerinnen Judy Chicago und Miriam Shapiro das Feminist Art Program, das sie dem California Institute of Arts in Los Angeles (CalArts) angliederten. Dort hat später auch Andrea Bowers studiert. Judy Chicago, aber auch Mary Kelly, nennt Bowers als wichtige Vorbilder. Das gilt nicht nur für eine künstlerische Praxis, die feministische Themen starkmacht, sondern auch für den Gedanken der Gemeinschaft.
Der Vortrag von Astrid Mania wird die Künstlerinnen, Werke und Strukturen vorstellen, in denen Andrea Bowers ihr künstlerisches Tun ansiedelt, und auf die Bedeutung einer Kunstgeschichte verweisen, in der Frauen nicht (mehr) als Singularitäten erscheinen.
Astrid Mania ist freie Kunstkritikerin und Professorin für Kunstkritik und Kunstgeschichte der Moderne an der HFBK Hochschule für bildende Künste Hamburg. 2019 gab sie mit Thomas Fischer die Essaysammlung A Mental Masquerade bei spector books heraus, die der Künstler und Kritiker Brian O’Doherty unter dem Pseudonym Mary Josephson zwischen 1971 und 1973 veröffentlicht hat.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung Andrea Bowers
Credit: Andrea Bowers, Trust Women, 2018, © the artist. Courtesy of Capitain Petzel. Daskal Collection, Photo: Tobias Hübel